Sigiriya, 13.8.2014

Wie schon gestern, beginnt der Tag in Kandy sonnig. Ob es so bleibt, kann mir egal sein, denn ich bin heute in eine Gegend unterwegs, in der das Wetter nicht so wechselhaft ist wie hier. Wir fahren geradewegs in Richtung Norden auf der Landstraße A9. Wir kommen nicht gerade schnell voran, denn wieder einmal ist die Strecke ziemlich kurvenreich und es ist schwierig, die vielen Lastwagen und Busse zu überholen. Schön, dass ich so viel Zeit habe.

"Today is shopping day" sagt Nimal und damit hat er nicht unrecht. Ich habe ihm bereits von meiner Leidenschaft für Gewürze erzählt. Daraufhin hat er mir unsere erste heutige Station schon lange angekündigt: Einen Herbs and Spices Garden. Als wir ankommen, werde ich von einem jungen Mann begrüßt und herumgeführt, der ganz passabel Deutsch spricht. Er ist von Beruf Heilpraktiker und hat nicht nur in Indien, sondern auch in Deutschland gelernt, genauer gesagt in München. Bedingt durch seinen Beruf kommen die kulinarischen Bezüge eher zu kurz, dafür geht es mehr um Ayurveda. Aber Zimt- und Muskatnussbäume sowie Kardamomsträucher verlieren nicht ihren Reiz, nur weil man sie aus einem anderen Aspekt heraus betrachtet. Im Grunde genommen wird die Führung dadurch sogar lehrreicher, denn über Gewürze weiß ich schon einiges. Ich sehe rote Ananasfrüchte, die weniger sauer sind als ihre bekannteren Artgenossen und medizinisch viel wirksamer sein sollen. Ich bekomme eine Creme aus roter Ananas, Sandelholz und einigen anderen Ingredienzien auf einen kleinen Teil des Handrückens gestrichen und soll sie 15 Minuten einwirken lassen. Nachdem die Zeit verstrichen ist, reibt mir der junge Mann sanft mit einem Papiertuch die Creme weg und danach ist die Stelle komplett enthaart.

Im Herbs and Spices Garden Im Herbs and Spices Garden Im Herbs and Spices Garden

Im Herbs and Spices Garden. Rechts: Kakaobaum.

Ich bekomme mehrere Essenzen auf die Haut gerieben, wobei mir ihre Wirkungen auf die Gesundheit erklärt werden. Schließlich muss ich den Oberkörper frei machen und bekomme von einem weiteren, älteren Mann eine kostenlose (wenn man vom Trinkgeld absieht) Kräutermassage verpasst. Da die verwendeten Substanzen viel Menthol und Kampfer enthalten, fühlt sich die Haut hinterher eine Stunde lang kühl an. Ansonsten geht es mir so, wie mit allen Massagen, die ich bisher erhalten habe: Ich fühle mich danach definitiv nicht besser als vorher, behaupte aber aus Höflichkeit selbstverständlich vehement das Gegenteil.

Nach der Massage erhalte ich ein Faltblatt, auf dem ausführlich die Wirkungen der verschiedenen Erzeugnisse des Gartens erklärt werden. Der junge Mann preist sie mir darüber hinaus in Worten. Das Faltblatt wird hinterher die Einkaufsliste. Was man haben will, wird angekreuzt. Trotz der überragenden Wirkungen, die alle Öle und Cremes auf meine Gesundheit haben würden, fällt der "Warenkorb" etwas anders aus, als es aus der Sicht eines Ayurveda-Heilpraktikers erstrebenswert wäre: Ich kaufe typisches indisches Teegewürz, drei sri-lankische Currymischungen für Fisch, Fleisch- und Gemüsegerichte, und Zimtöl, nicht wegen der Wirkungen, sondern einfach, weil ich den Geruch so mag. Ich werde 8000 Rupien los, bekomme dafür aber Sachen, die ich wirklich brauchen kann.

Mit dem Kauf endet die Führung und wir fahren weiter. Nächstes Ziel soll eine Firma sein, in der Batiktextilien in Handarbeit hergestellt werden. Ich lehne dankend ab. Die folgende Station ist eine Holzschnitzerei, in der von Tanzmasken über kleine Figuren bis hin zu Tischplatten oder halblebensgroßen Elefanten alles Erdenkliche aus verschiedenen Holzarten gefertigt wird. Alles, was nicht naturbelassen bleibt, wird mit speziellen Pflanzenfarbstoffen eingefärbt. Ich erstehe hier eine kleine Buddhafigur aus Ebenholz für 4000 Rupien.

Nachdem die Einkaufstour nun zu Ende ist, steht wieder das Besichtigungsprogramm im Vordergrund. Mit den Höhlentempeln von Dambulla folgt direkt ein echter Höhepunkt. Für Nimal, der gut und gerne zehn Jahre älter ist als ich, stellt die Besichtigung eine ziemliche Strapaze dar, denn man muss sehr viele Stufen und kleinere Felsflächen erklimmen, bis man am Eingang ankommt. Dafür wird man mit einem sehr schönen Panorama belohnt. Man kann im Hintergrund den Felsen von Sigiriya sehen. Inzwischen haben wir auf unserer Strecke die Klimazone gewechselt und sind nun wieder in dem Teil der Insel, der unter Dürre leidet.

Wir befinden uns vor einem Felsen mit insgesamt fünf Höhlentempeln. In ihnen sind viele sitzende und liegende Buddhastatuen und prächtige, kunstvolle Wandmalereien zu sehen. Diese stammen teilweise aus dem ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, wurden seither allerdings mehrfach restauriert. Die Gemälde haben zumeist die Jataka, also moralische Lehrgeschichten, und Episoden aus dem Leben Buddhas zum Thema. Wie so oft, ist nicht immer alles nach der reinen Lehre einer Religion oder Philosophie ausgerichtet: Es gibt einen kleinen Shiva-Tempel im Felsen und einige der Bodhisattvas und Wächterfiguren stellen alte ceylonesische Schutzgottheiten oder die Könige dar, die sich um die Restaurierung der Tempel verdient gemacht haben. Alles in allem zeigen die Höhlentempel buddhistische Ikonographie aus 21 Jahrhunderten Geschichte in den jeweiligen Geschmäckern. Eine der Buddhastatuen ist mit ziemlich greller, gelber Farbe bemalt, was nicht gerade gut zum Rest passt. Nimal erzählt mir die unrühmliche Geschichte dazu: Besucher meinten, sie müssten sich unbedingt gegenseitig auf der Skulptur sitzend fotografieren. Dabei blätterte die Farbe ab und die Statue musste restauriert werden. Aufgrund dieses Vorfalls war die Höhle zeitweise für Besucher gesperrt.

In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla
In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla
In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla In den Höhlentempeln von Dambulla

In den Höhlentempeln von Dambulla werden bei mir Erinnerungen an Monywa in Myanmar und an Ajanta in Indien wach. Oben links: Nimal ist rechts im Bild zu sehen.

Nach dieser faszinierenden Besichtigung und dem Abstieg zum Parkplatz gehen wir wieder einkaufen. Diesmal aber nicht im Souvenirladen, sondern im Supermarkt. Nimal kauft einige große Flaschen Mineralwasser und drängt mir eine davon auf, obwohl ich meist im Hotel pro Tag eine Flasche kostenlos bekomme. Im Liquor Shop im oberen Stockwerk kauft er für einen Bekannten eine Flasche Arrak und überredet mich, zwei kleine Flaschen Bier mitzunehmen. In der Nähe des Hotels gäbe es keine Gelegenheit, etwas einzukaufen und das Bier sei erheblich billiger als dort. Lion ist ausgegangen, das "Anchor Strong" mit 8,8% erspare ich mir bei 35 Grad Celsius, also sind es eine Flasche Heineken und eine Flasche Miller, die später in der Minibar Asyl erhalten werden.

Auf das Einkaufen folgt das Mittagessen. In einer großen Touristenfalle esse ich vom gemischt west-östlichen Buffet in etwa das, was einem landesüblichen Curry entspräche, inklusive Dhal und zwei Gemüsegerichten. Ich trinke dazu eine Flasche Lion und zahle am Ende 1500 Rupien.

Nun geht es endgültig ins Hotel. Das Aliya Resort ist eine sehr weiträumige Anlage im Nirgendwo. Von der Lobby aus hat man einen sehr schönen Ausblick auf den Sigiriya Rock, im Vordergrund des Panoramas befindet sich ein "Infinity Pool". Ich erfahre, dass ich eine kostenlose Hochstufung vom Deluxe-Zimmer zu einem "Luxury Tent" bekomme. Innerhalb eines offenen Holzgebäudes ist ein geräumiges Zelt aufgebaut, sodass man, ohne auf irgendeinen Komfort verzichten zu müssen, die Atmosphäre des Im-Freien-Schlafens erleben kann. Das ist wahrhaftig ein sehr interessantes Konzept.

Im Aliya Resort Im Aliya Resort Im Aliya Resort
Im Aliya Resort Im Aliya Resort Im Aliya Resort

Im Aliya Resort. Oben, unten links: Luxuszelt. Unten mitte: Swimming Pool. Der rechte Felsen ist der Sigiriya Rock. Unten rechts: Die Sache mit dem "Frosch WC-Reiniger" scheine ich bisher immer falsch verstanden zu haben.

Schon bei der Anfahrt wurde mir vollkommen klar, dass es keinerlei Sinn ergibt, sich wegen des Abendessens nach draußen zu begeben. Es stellt sich allerdings heraus, dass dieses Resort in Sachen Restaurant ebenfalls in der Oberklasse spielt. Zwar esse ich vom Buffet (ich stelle mir wieder eine Auswahl einheimischer Gerichte zusammen, ein Sepia- und verschiedene Gemüsecurrys mit Reis), aber das Ganze ist eine Spur raffinierter zubereitet und gewürzt als die bisherigen Buffetspeisen andernorts. Das Lion-Bier ist ebenfalls gut gekühlt. Der Preis sticht mit 2800 Rupien selbstverständlich ebenfalls nach oben heraus, wegen der höheren Qualität ist dagegen jedoch nichts einzuwenden. Zum späteren Tagesausklang an einem sternenklaren Abend beim Schwirren der Zikaden stehen zwei kleine mitgebrachte Freudenspender in der Minibar meines Luxuszeltes. So darf es weitergehen!