Kandy, 11.8.2014

Nachdem es gestern Abend sehr spät wurde, gehe ich den heutigen Tag ruhig an. Ich stehe spät auf, frühstücke im Hotel, was ich bekanntlich gar nicht so häufig tue und starte dann zu einem Spaziergang in die Innenstadt von Kandy, in der bereits wieder ziemlich viel Gedränge herrscht.

Leider wird das Vergnügen bald schon durch das Wetter getrübt: Als ich dort ankomme, wo mich Nimal gestern ausgesetzt hat, beginnt es zu tröpfeln und wenige Minuten später stärker zu regnen. Ich möchte den Kandy-See entlang spazieren, gebe das Vorhaben aber auf, nachdem ich ihn halb umrundet habe und gehe zurück in Richtung Hotel. Als ich etwa einen Kilometer von diesem entfernt bin, verstärkt sich der Regen zu einem Wolkenbruch. Zudem weht ein kräftiger Wind, sodass ich trotz meines Regenschirms nass bis auf die Haut bin, bis ich ankomme. Das Wetter verbessert sich während der nächsten Stunden kaum. Zwischendurch lässt der Regen immer wieder ein bisschen nach, um dann aber wieder ziemlich heftig zu werden. Somit macht es keinen Spaß, draußen irgendetwas zu unternehmen und ich bleibe im Hotel.

Innenstadt von Kandy Innenstadt von Kandy Kandy-See
Kandy-See Kandy-See Kandy-See

Innenstadt von Kandy. Oben links: Die gestern heißbegehrten Sitzplätze werden abgeräumt. Oben rechts, unten: Der Kandy-See.

Als mich Nimal um 14:00 Uhr abholt, tröpfelt es zum Glück nur noch leicht. Ich muss meine Abenteuer von gestern erzählen. Nimal weiß allerdings bereits, dass ich gegen ein Uhr zurückgekommen bin. Er hat den diensthabenden Security Officer meines Hotels gebeten, ihn anzurufen, wenn ich einträfe. Ich erfahre von ihm, dass ich wohl kaum zehn Minuten vor dem Ende der Prozession gegangen bin. Die Live-Übertragung, die ich im Hotel später gesehen hatte, war am Ende des Prozessionsweges aufgenommen worden. Dort, am Zahnreliquientempel, kommt der Zug erfahrungsgemäß 30 bis 45 Minuten später an als an dem Ort, an dem ich gestanden hatte.

Unsere heutige Tour führt nach Peradeniya, einige Kilometer von Kandy entfernt. Dort befindet sich ein 62 Hektar großer botanischer Garten, der Mitte des 19. Jahrhundert von den Briten auf dem Gelände eines ehemaligen königlichen Lustgartens aus dem 14. Jahrhundert angelegt wurde. Die Anlage ist sehr schön und interessant. Man kann hier fast alles bewundern, was die in Sri Lanka ansässige Flora zu bieten hat, sowie einige tropische und subtropische Gewächse aus anderen Kontinenten, mit deren Anpflanzung die ehemaligen Kolonialherren experimentiert hatten.

Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya
Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya

Tropische und subtropische Pflanzenvielfalt im botanischen Garten von Peradeniya. Unten rechts: Sportstunde.

Bei meinem langen Rundgang durch den Park sehe ich zahlreiche Palmenalleen, Blumengärten, ein Orchideenhaus, einen Gewürzgarten, eine Anlage mit Medizinpflanzen und sogar ein Kakteenhaus. Ich erkenne auf dem Weg unter anderem einige Bäume und Sträucher wieder, die ich im Hochland gesehen habe. Darüber hinaus gibt es weitere Anklänge an die dortige Gegend: Der Park ist stark von Besuchern aus Saudi-Arabien frequentiert.

Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya
Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya Botanischer Garten in Peradeniya

Oben: Hier sieht es fast aus wie im Hochland bei Nuwara Eliya. Unten links: Orchideenhaus. In Sri Lanka gibt es 188 verschiedene Spezies.

Ich verweile über zwei Stunden lang in dem äußerst sehenswerten Park, dann treffe ich am Ausgang Nimal wieder. Auf dem Rückweg nach Kandy fragt er mich, ob ich traditionelle Feuerläufe sehen wolle. Da ich der Meinung bin, dass es sich um eine Veranstaltung im Zahnreliquientempel handle, sage ich zu. Ich bin allerdings einem Missverständnis aufgesessen und lande in einer dieser für Touristen veranstalteten Kulturshows, gegen die ich zwar nichts habe, auf die ich aber meist gerne verzichte. Die Veranstaltung dauert eine Stunde. In den ersten etwa 50 Minuten sehe ich Tänze, die ich genauso am Abend zuvor während der Prozession gesehen habe, möglicherweise sogar von denselben Leuten aufgeführt. In den letzten zehn Minuten führen zwei der Tänzer Kunststücke mit Fackeln vor und laufen dabei barfuß durchs Feuer. Es sind in jedem Fall absolute Virtuosen ihrer Kunst.

Nach der Show war es ursprünglich geplant, den Zahntempel zu besichtigen, aber Nimal schlägt mir vor, dies am morgigen Tag zu tun, da es dann ruhiger wäre. Ich bin damit einverstanden. Ich versuche, aus Nimal einen Restauranttipp für die Umgegend meines Hotels zu entlocken, er meint aber, dass ich lieber im Hotel essen sollte. Morgen Mittag würde er mit mir in ein gutes Restaurant fahren.

Auf das Buffet im Hotel habe ich aber nicht so richtig Lust, und so mache ich mich, eine halbe Stunde nachdem mich Nimal abgesetzt hat, erneut auf den Weg in die Innenstadt. Ich folge der Empfehlung meines kleinen Reiseführers und suche das indische Restaurant Sriram. Ich finde es dank des abgedruckten Plans sofort und esse dort ein Chicken Biryani mit Papadam und Roti, sowie einer Linsensuppe, zwei Joghurtgerichten und etwas Dhal. Dazu trinke ich zwei Salted Lassi. Das Essen schmeckt köstlich und der Preis von 1000 Rupien für die ordentliche Portionsgröße ist ziemlich niedrig.