Galle, 4.8.2014
Nach einer teilweise stürmischen Nacht ist es am Morgen stark bewölkt, aber trocken. Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten frühstücke ich heute, da ich erfahren habe, dass in meinem Hotel unter anderem ein traditionelles sri-lankisches Frühstück angeboten wird. Das muss ich doch gleich einmal probieren.
Ich bekomme drei kleine quaderförmige Platten Reis, zwei Sorten geräucherten Fisch in leicht scharfer Sauce und etwas Sambol mit Chili. Mir persönlich ist das lieber als westliches Frühstück. Das Heißgetränk kann man wählen. Da ich nach wie vor ein wenig mit dem Jetlag kämpfe, nehme ich Kaffee. Wahrscheinlich passt dieser nicht zum authentischen Frühstück, er ist aber frisch aufgebrüht und um Klassen besser, als der Instantkaffee, den man sonst meist in Asien bekommt.
Nach dem Frühstück holt mich Nimal ab und wir fahren an der Westküste der Insel entlang. Bald erreichen wir den Expressway No. 1. Auf dieser mautpflichtigen Autobahn kommen wir schnell voran, bis wir zu einer großen Baustelle kommen. Ein Teilstück ist noch nicht fertig und wir müssen über Landstraßen durch die Dörfer fahren. Das kostet Zeit, ist für mich als Touristen allerdings viel interessanter. In einigen Dörfern ist heute Markttag und man kann im Vorbeifahren das geschäftige Treiben an den Fisch- und Gemüseständen beobachten. Ich tue dies immer wieder sehr gerne.

Nach einiger Zeit haben wir die Landstraßentour hinter uns und fahren weiter auf dem Expressway. Dieser führt etwa fünf bis zehn Kilometer von der Küste entfernt direkt nach Galle, meinem heutigen Ziel. Die Stationen, die auf dem Weg besichtigt werden sollen, liegen aber alle etwas abseits der Strecke, sodass wir die Autobahn etwas südlich von Bentota wieder verlassen. Zunächst fahren wir ans Meer zu einer Schildkrötenaufzuchtstation. Mehrere Schildkrötenarten legen hier nachts ihre Eier am Strand. Diese sind jedoch eine beliebte Beute für vier- und vor allem zweibeinige Räuber. Im Rahmen des spendenfinanzierten Aufzuchtprojektes werden die Eier gesammelt oder aufgekauft, die geschlüpften Schildkröten einige Zeit in großen Becken gehalten und dann an geeigneten Stellen wieder ausgesetzt.
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In der Schildkrötenaufzuchtstation.
Nach dem Besuch in der Schildkrötenkinderstube fahren wir zu einer Lagune, die von Mangroven gesäumt wird. Nachdem ich mich vorher damit einverstanden erklärt habe, mache ich eine Bootstour für 4000 Rupien, die nicht in meinem Programm inbegriffen ist. Insbesondere die Fahrt durch die dichten Mangroven ist sehr interessant. In der offenen Lagune kann man an mehreren Haltestellen Kokosnüsse kaufen oder eine Fisch-Fußmassage machen lassen. Mir steht allerdings nach keiner dieser beiden Attraktionen der Sinn. Den Abschluss der Fahrt bildet der Besuch in einem buddhistischen Kloster. In einem der Gebäude zeigt mir der Abt die Herstellung von Palmblattbüchern. In die getrockneten Blätter werden die Texte eingeritzt. Anschließend werden sie mit weißen Bindfäden zu etwa fünf Zentimeter dicken Büchern gebunden. Der Abt segnet mich anschließend und öffnet das Gästebuch. Dies ist eine der Situationen, in denen man die Wahl zwischen großem Gesichtsverlust oder einer Spende an das Kloster hat. Und so wandern eben 1000 Rupien in den Schlitz der Donation Box.
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Oben, unten links: Fahrt durch die Lagune. Oben mitte: Eine Xylocarpus-Art mit grünen Früchten. Unten mitte: Im Kloster. Unten rechts: Schlangenbeschwörer und arabische Touristen.
Während es bisher trocken geblieben ist, beginnt es auf der Rückfahrt zur Bootsanlegestelle zu regnen. Bevor es allzu schlimm wird, spannt der Bootsführer eine Plane auf. Bis wir die erste von drei Brücken erreichen, unter denen das Boot gerade eben so durchkommt (ich muss mich dabei auf meiner Sitzreihe fast hinlegen und die Plane würde komplett abgerissen werden) hat der Regen zum Glück aber wieder aufgehört.
Nach dem Bootsausflug setzen Nimal und ich unsere heutige Autotour fort. Wir fahren nach Mithiyagoda zu einer Mondsteinmine, damit ich endlich meine erste Verkaufsveranstaltung absolvieren kann. Der Besitzer führt mich persönlich herum. Der kurze Spaziergang ist für mich ein schönes sensorisches Erlebnis, denn er führt direkt durch eine Zimtplantage. Schon von Weitem weist der herrliche Duft den Weg. Bald erreichen wir die zwölf Meter tiefe Mine, in der mehrere Männer ihre Knochenarbeit verrichten. Man sieht von oben nur ihre flackernden, offenen Grubenlampen.
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Links: Zimtbäume. Rechts: Die Mondsteinmine.
Der Besitzer zeigt mir die Ausbeute der letzten Tage. Weiße Mondsteine gibt es an mehreren Stellen, die bläulich schimmernden selbstverständlich nur hier. Auf dem Rückweg zum Laden werden mir die Vorzüge der hiesigen Steine ausführlich gepriesen. Man kann sie zwar im ganzen Land kaufen, aber nirgendwo so günstig wie hier (we accept all credit and debit cards). Dass ich alleine reise, macht den Besitzer ein wenig nervös, aber er hofft darauf, dass ich meiner aus irgendwelchen Gründen zu Hause gebliebenen Gattin ein schönes Souvenir mitbringen möchte. Leider hat er aber Pech und ich verlasse enttäuschend schnell und ohne Kauf den Laden.
Nach diesem Besuch nehmen Nimal und ich wieder Kurs auf die Westküste. In dieser Region wütete 2004 der Tsunami besonders stark. Überall sieht man die Ruinen der damals zerstörten Häuser. Zehntausende kamen hier ums Leben, ein Denkmal erinnert an sie. Es steht unweit der Stelle, an der sich die überlebenden Opfer der ersten beiden Wellen in einen Eisenbahnzug flüchteten, da sie glaubten, dort in Sicherheit zu sein. Die dritte Welle riss jedoch die Trasse weg und die umstürzenden, mit Wasser volllaufenden Waggons wurden für die Menschen zur Falle. Zum Glück hat sich seither kein derartiges Unglück mehr ereignet, von einem ruhigen, zum Schwimmen einladenden Meer kann allerdings auch heute keine Rede sein. Eine mächtige Brandung peitscht gegen die Küste. In diesen Wellen ist es zum Baden viel zu gefährlich, selbst für Surfer wäre die Ausübung ihres Sports zu dieser Jahreszeit zu riskant.
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Links: Das Tsunamidenkmal. Rechts: Im Restaurant.
Wir fahren weiter an der Küste entlang, bis wir in den Ort Hikkaduwa kommen. Das Städtchen ist ein sehr beliebtes Ziel für Auswanderer und Rucksacktouristen, die entsprechende Folklore ist inbegriffen. Der Grund, warum wir hier einen Zwischenstopp einlegen, ist allerdings ein anderer: Nimal hatte mich gestern gefragt, ob ich gerne Fisch und Meeresfrüchte esse. Als ich ihm sagte, dass ich geradezu verrückt danach sei, wollte er unbedingt Station in einem guten Seafood Restaurant machen. Jetzt ist es also soweit. Ich habe einen Platz direkt am Meer, vor mir ein eiskaltes Lion-Bier und zunächst eine Fischsuppe, dann eine Platte mit drei Langusten, Salat und Pommes frites (ich hatte zwar stattdessen aus den zwei vorhandenen Optionen gebratenen Reis gewählt, aber das trübt die Freude nicht). Eine Tasse Tee schließt das Menü ab. Sei es, dass unsere Zeitplanung durcheinander geraten war, sei es, dass Nimal mein Durchhaltevermögen richtig eingeschätzt hat, jedenfalls findet dieses köstliche und reichliche "Mittagessen" zwischen 15:30 und 16:30 Uhr statt. Somit deklariere ich es insgeheim als mein heutiges Abendessen, denn bis ich wieder richtig Hunger bekommen werde, hat an meinem Zielort bestimmt kein Restaurant mehr offen.
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Oben links: Mein Zimmer im Fort Bliss Hotel. Andere Bilder: Im Galle Fort. Mitte mitte: Für den Fischmarkt bin ich heute leider zu spät hier.
Nachdem ich meine Rechnung bezahlt habe (inklusive Trinkgeld 4000 Rupien) fahren wir weitere etwa 15 Kilometer bis zum heutigen Ziel, Galle. Die Hauptattraktion der Stadt ist eine große niederländische Festung aus dem 17. Jahrhundert, innerhalb derer sich die teilweise sehr malerische Altstadt erstreckt. Mein Hotel befindet sich ebenfalls dort und vom Zimmer aus habe ich direkten Blick auf die Festungsmauer und das wilde Meer. Ich verweile allerdings nicht lange dort, sondern unternehme einen ausgedehnten Spaziergang durch die Festungsanlagen und die Gassen der Altstadt mit ihren schönen Kolonialbauten. Diese Tour ist ein würdiger Abschluss dieses schönen Tages. Morgen werde ich zunächst die Südküste erkunden und dann ins Landesinnere gefahren. Ich bin schon sehr gespannt.