Ella, 7.8.2014

In der trockenen Ebene herrscht, genau wie gestern, sonniges Wetter vor. Es wird schnell sehr heiß. Schon um 9:30 Uhr, der Zeit unserer Abfahrt, tritt einem der Schweiß auf die Stirn, sobald man die Innenräume verlässt. Allerdings wird sich dies in den nächsten Tagen für mich ändern, denn meine Route führt mich zunächst auf etwa 1000, dann sogar auf über 2000 Meter über den Meeresspiegel.

Wir nehmen ein Stück weit die Route, auf der wir vorgestern hierher gekommen sind, bis wir die bereits vertraute Straße A2 erreichen, die sich von der Küste aus nach Norden wendet. Das Landschaftsbild bleibt anfangs wie gewohnt: In der weiten Ebene sieht man ausgedörrte, braune Pflanzen, soweit das Auge reicht. Nur ganz wenige Reisfelder gibt es, stattdessen dominieren Mais und anderes Gemüse. Bewässerung täte hier Not, aber die Infrastruktur ist größtenteils nicht vorhanden. Immerhin sieht man eine große Werbetafel für ein zukünftiges Bewässerungsprojekt, das allerdings von westlichen Staaten nicht so gerne gesehen wird, da der Iran federführend ist.

Nach etwa fünfzig Kilometern Fahrt durch die Steppe geht die A2 in die A23 über und verwandelt sich schon bald in eine malerische Passstraße, die sich in immer steileren Serpentinen hinauf in die Berge windet. Die Luft wird kühler, die Vegetation immer grüner und üppiger. Ich sehe Bambuswälder und Bananenplantagen entlang der Strecke. Die Straße ist in gutem Zustand, wir kommen allerdings nicht schnell voran, da sich Tuk-Tuks und Lastwagen nur sehr langsam nach oben quälen und das Überholen auf der kurvenreichen Strecke meist zu riskant ist.

Die Berglandschaft wird immer beeindruckender, je weiter wir kommen. Leider tritt wieder ein altbekanntes Problem auf, das ich schon oft auf meinen anderen Reisen erlebt habe: Dort, wo die Aussicht sehr schön ist, kann man mit dem Auto nicht halten, dort, wo man halten kann, ist die Aussicht nicht schön.

Rawana-Fälle Rawana-Fälle

Links: Die Rawana-Wasserfälle. Rechts: Berglandschaft in der Nähe der Fälle

Aber wie so viele Regeln, hat auch diese hier eine Ausnahme: An den spektakulären Rawana-Wasserfällen, die etwa 100 Meter in die Tiefe stürzen, können wir halten. Von der Straße aus gelingt mir nicht nur eine schöne Aufnahme der Fälle, sondern auch eine der Berglandschaft auf der gegenüberliegenden Seite. Nach diesem Zwischenstopp fahren wir an einem von zwei gegenüberliegenden Berghängen entlang weiter nach oben. Auf der anderen Seite des Tals wurden vor einer Woche leider absichtlich Brände gelegt, sodass von der Vegetation fast nichts übrig geblieben ist. Die Brände loderten gerade, als Nimal zum letzten Mal in der Gegend war. Er ist sichtlich empört wegen der mutwilligen Naturzerstörung.

Wir kommen schließlich im Ort Ella an, der 1041 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Von der Hauptstraße aus müssen wir auf eine extrem schmale und steile Straße abbiegen, fahren dabei ein Stück an einer Eisenbahnlinie entlang und erreichen schließlich meine Unterkunft, das Mountains Heaven Hotel. Die ganze Anlage ist so gebaut, dass man von Lobby, Restaurant und den Zimmern aus einen möglichst ungestörten Blick auf den Ella Gap hat, die Schlucht, die sich hier vor den Augen des Betrachters öffnet. Dieser Ausblick – die einzige Attraktion des Ortes – ist allerdings so faszinierend, dass sich die lange Fahrt hierher lohnt.

Panorama am Ella Gap Panorama am Ella Gap Panorama am Ella Gap
Bergbahn Berge in Flammen

Oben: Panorama am Ella Gap. Blick von der Hotelterrasse. Unten links: Eine Eisenbahnlinie verläuft durch die Berge. Unten rechts: Berge in Flammen.

An klaren Tagen soll man von hier aus das Meer sehen können, jetzt ist es allerdings zu dunstig. Später kommt es noch schlimmer: Heute wird offenbar der andere Berg in Brand gesetzt. Zuerst sehe ich gelbbraune Schwaden aufsteigen, nach einiger Zeit sehe ich sogar die Flammen. In kurzen Abständen sind Schüsse zu hören. Vielleicht ist eine Treibjagd der Grund für die Brände.

Schon bei unserer Ankunft habe ich gesehen, dass der Ort Ella sehr wenig zu bieten hat. Ich entschließe mich also, im Hotel zu essen. Um 19:00 Uhr lasse ich mir eine Kürbissuppe und danach ein Hühnchen-Curry mit Reis servieren. Das Hühnchen wird von acht verschiedenen Gemüsegerichten und einem Salat begleitet. Selbst ein starker Esser wie ich ist hier komplett überfordert und ich muss leider vieles wieder zurückgehen lassen. Das ist sehr schade, da alles sehr gut schmeckt und zusammen mit einem Lion-Bier gerade mal 1500 Rupien kostet. Davon wären drei Leute satt geworden.