Yangon, 12.11.2003
Heute ist ein anstrengender Tag. Mir ist das passiert, was mir auf all meinen Asienreisen noch niemals passiert ist. Schon gestern abend hatte ich leichtes Fieber und Schüttelfrost. Spät am Abend und heute morgen ging es dann mit Erbrechen und heftigem Durchfall weiter. Klaus hat es ebenfalls voll erwischt, ihn allerdings erst heute morgen. Adelheid blieb zum Glück verschont. Wir versuchen die Ursache herauszufinden. Ein heißer Kandidat ist der gekochte Fisch, von dem Adelheid kaum gegessen hat, Klaus und ich umso mehr. Diese Probleme schwächen uns beide schon erheblich. Schon nach relativ geringen Anstrengungen sind wir, im Gegensatz zu sonst, ziemlich erschöpft. Aus diesem Grund halten wir uns heute etwas zurück. Mi Mi ist für heute ohnehin nicht eingeplant gewesen.
Vormittags gehen wir zur Maha Wizaya Paya, einer modernen vergoldeten Pagode, die direkt gegenüber der Shwedagon Paya liegt. Sie wurde erst 1980 erbaut, ist aber von außen schön anzusehen. Innen ist sie allerdings unglaublich kitschig. An der Decke sind an einem quietschblauen Himmel die burmesischen Tierkreiszeichen zu sehen (sie sehen nach naiver Malerei aus) und an einem der Seiteneingänge befindet sich ein Schaltpult mit vielen Lichtschaltern, über die man sein Tierkreiszeichen beleuchten kann. Im Außengang befinden sich Vitrinen mit Holzschnitzereien, die Szenen aus dem Leben Buddhas darstellen, sowie mit zahlreichen kleinen, vergoldeten Buddhastatuen vor gemalten Hintergrundbildern, die verschiedene Städte und Landschaften Myanmars darstellen.
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Die Maha Wizaya Paya.
Wir halten uns einige Zeit in der Pagode auf, dann gehen wir weiter zum "People's Park", einen ganz nett angelegten, aber eher unspektakulären Park, in dem man sich bei angegriffenem Gesundheitszustand ganz gut ausruhen kann. Gegen Mittag gehen wir dann ins Hotel zurück, um lange Siesta zu halten. Zumindest bei Klaus und Adelheid klappt das. Bei mir gibt es Komplikationen. Zwei Minuten nachdem ich die Zimmertür hinter mir geschlossen habe, kommt der Zimmerservice. Als ich die Tür öffnen will, geht sie nicht auf. Das Schloß ist kaputt und ich bin im Zimmer eingeschlossen. Nach etwa einer Viertelstunde kommt ein Schlosser, der es erst einmal schafft, die Tür aufzubekommen und dann das Schloß komplett zerlegt und repariert. Weil ich dabei zusehe, bekomme ich den "Giftgasangriff" überhaupt nicht mit, von dem mir Klaus und Adelheid später erzählen. Im Garten des Hotels werden mit einem so dichten Sprühnebel, daß man keinen Meter weit sehen kann, alle Insekten ausgerottet.
Nachdem der Schlosser und die Zimmermädchen fertig sind, kann ich endlich auch ein wenig ruhen. Gegen fünf Uhr machen wir uns dann gemeinsam zur Shwedagon Paya auf. Als wir ankommen, ist es noch hell. Wir gehen zu einem der Tempelgebäude in der Nähe des Eingangs, über den wir den Komplex betreten haben (insgesamt gibt es vier), setzen uns auf die Stufen und genießen dort dann einfach die Abendstimmung. Die Shwedagon Paya ist am Abend eine Mischung aus Andachtsort und Piazza. Die Reisegruppen sind jetzt weg, nur noch wenige Individualtouristen treiben sich hier herum. Dafür befinden sich jetzt umso mehr Familien, Mönche und Nonnen hier. Wegen der Familien gibt es oft fröhliches Kinderlachen als lautestes Geräusch neben dem Anschlagen der Gongs in den Tempelgebäuden. Es geht hier sehr ruhig und friedvoll zu. Diese einmalige Abendstimmung an der Shwedagon Paya muß man erlebt haben. Sehr schnell wird es dunkel, die durch Lampen angestrahlte vergoldete Pagode hebt sich von dem erst dunkelblauen, dann schwarzen Himmel ab, und die Menschen, die hier herumgehen, sind entspannt und friedlich. Wir sitzen fast zwei Stunden hier, umrunden dann noch einmal kurz die Pagode, um dann zum Hotel zurückzugehen.
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Die Shwedagon Paya am Abend.
Nach einer kurzen Pause gehen wir dann in ein chinesisches Restaurant in der Nähe des Hotels, in dem wir wieder einen Versuch mit fester Nahrung machen. Neben einem gebratenen Pomfret-Fisch gibt es Ente mit bitteren Melonen und ein Rindfleischgericht mit Ingwer, Frühlingszwiebeln und viel Knoblauch. Dazu gibt es dann noch ein wenig Myanmar-Bier. Hoffentlich geht alles gut aus!