Ngapali, 24.11.2003

Nach einer unangenehm kalten Nacht haben wir heute morgen wieder strahlenden Sonnenschein. Heute im Laufe des Tages geht es wieder ab in die Wärme. Dennoch haben die Temperaturen im Shan-Staat ihren Tribut gefordert. Die fast schon obligatorische Urlaubserkältung, die sich bei mir gestern schon angekündigt hatte, bricht heute aus. Und ich hatte schon befürchtet, ich hätte Nasenspray und Taschentücher umsonst mitgenommen. Nun, heute nimmt es mich noch nicht so mit, aber die nächsten drei Tage, die eigentlich für die Erholung eingeplant waren, könnten eventuell weniger erfreulich werden. Heute haben wir ein eher gemütliches Besuchsprogramm. Wir fahren zunächst auf den Markt von Kalaw, auf dem es wieder alles mögliche zu kaufen gibt, von Nahrungsmitteln und Gewürzen bis hin zu Schuhen. Nachdem wir eine Weile über den quirligen Markt geschlendert sind, fahren wir als nächstes zu einem Tempel außerhalb der Stadt, der gerade von Grund auf restauriert wird. Im Inneren steht eine dunkelbraune Buddhastatue, die komplett aus Bambus gefertigt ist. Sie hat sogar ein sehr schönes, natürlich wirkendes Gesicht, und es tut auch gut, daß die Figur noch nicht mit Gold zugekleistert ist. Jeder, der den Raum mit dem Buddha betritt, bekommt eine Kanne Tee, Erdnüsse und Teeblättersalat hingestellt, damit er auch hier nicht verhungern muß. Ich stelle mir gerade vor, man würde den Kölner Dom betreten und bekäme erst einmal ein Reissdorf und eine Portion Halven Hahn hingestellt. In dieser Hinsicht werden diese beiden Glaubenswelten wohl immer verschieden bleiben, auch wenn es ansonsten durchaus Parallelen zwischen Buddhismus und Christentum gibt.

Tempel in Kalaw Katholische Kirche

Linkes Bild: Im Tempel des Bambusbuddha. Rechtes Bild: Katholische Kirche in Kalaw.

Das Christentum in Myanmar ist auch Thema unserer nächsten Station, der katholischen Kirche von Kalaw. Nun ja, in einem buddhistischen Land ist eine Kirche natürlich etwas besonderes, absolut gesehen wirkt sie sehr unspektakulär. Auf dem Weg zurück nach Kalaw kommen wir dann noch an der Moschee vorbei. Diese besichtigen wir allerdings nicht. Wir machen uns nun so langsam auf den Weg nach Heho. Auf der Fahrt bemerken wir wieder, was uns gestern schon aufgefallen ist: Hier gibt es sehr viele Mopedfahrer, deren bevorzugter Kopfschutz ein Militär-Stahlhelm ist. Nicht nur einheimische Modelle sind zu sehen. Besonders beliebt sind deutsche Wehrmachtsstahlhelme mit Nazi-Symbolen. Es ist nicht auszumachen, ob das Relikte aus dem zweiten Weltkrieg sind. Wenn nicht, sind die Nazi-Embleme wirklich täuschend echt nachgemacht. Wer weiß, vielleicht schätzt man die Symbole, die ja von den Swastika-Symbolen des Hinduismus und Buddhismus abgekupfert sind, als Glücksbringer.

Speisekarte Markt im Shan-Staat Markt im Shan-Staat

Links: Interessante Speisekarte. Mitte und rechts: Markt im Shan-Staat.

Ganz geringfügig überladener Personentransport

Ganz geringfügig überladener Personentransport.

Auf halber Strecke machen wir noch einmal Pause in einem kleinen Teehaus, danach fahren wir direkt zum Flughafen nach Heho. Man darf nicht längere Zeit vor dem Abflug in die muffige Baracke hinein, sondern muß erst einmal in einem der kleinen Teehäuser in der Umgebung warten. Dann geht es samt Gepäck (das unbedingt Kofferträger in primitiven grünen Handkarren transportieren müssen) die restlichen ca. 500 Meter zum Flughafen. Die Kontrollen dort sind wieder sehr interessant. Da es keine Durchleuchtungsgeräte gibt, muß alles Gepäck aufgemacht werden. Es wird dann aber so behutsam gefilzt, daß man wohl alles mögliche ins Flugzeug schmuggeln könnte. Die Personenkontrolle ist noch lächerlicher. Sehr pünktlich um 15.30 Uhr fliegt unsere ATR-72 der Air Mandalay ab.

Nach etwa einer Stunde landen wir in Thandwe im Rakhine-Staat. Hier verabschieden wir uns von Mi Mi, die wir erst in vier Tagen in Yangon wiedersehen werden.

Wir warten außerhalb des Flughafens auf unser Gepäck, das mit einem Handwagen herausgefahren wird, dann lassen wir uns mit einem hoteleigenen Bus die ca. 15 Minuten dauernde Strecke ins Bayview Beach Resort fahren. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, sind wir erst einmal von der Schönheit der Szenerie erschlagen. Sowohl Klaus und Adelheid als auch ich haben schöne Bungalowzimmer, direkt am Meer, etwa 30 Meter vom Golf von Bengalen entfernt. Wir gehen zusammen zur Hotelbar und erleben dort den dekadent schönsten Sonnenuntergang an einem weißen Palmenstrand, den man sich nur vorstellen kann. Rasend schnell taucht die Sonne ins Meer und danach sieht es aus, als würde flüssiges Kupfer auf den sanften Wellen schwimmen. Wenn man das hier mit unserem Fakir-Dasein im naßkalten Schneegestöber vergleicht, das wir um diese Jahreszeit in Deutschland oft erleben, könnte man sich schon fragen, was je Menschen dazu getrieben haben könnte, sich im Gebiet des heutigen Deutschlands anzusiedeln.

Gegen sieben Uhr abends gehen wir in eines der kleinen Restaurants unweit des Hotels essen. Wir essen Barracuda-Filets, Garnelen am Spieß, Red Snapper und zwei große Krebse. Alles schmeckt ganz großartig und kostet inklusive einiger Myanmar-Bier nur schlappe 15000 Kyats. Wir essen mit Genuß und unterhalten uns. Meine Freunde sind von der Reise begeistert. Das macht mich sehr froh, denn sie sind zwar keine Leute, die sich leichtfertig zu irgendetwas überreden ließen, was sie nicht wollen, dennoch bin ich ja unzweifelhaft der "Anstifter" zu diesem Urlaub gewesen. Umso mehr freut es mich, daß diese Reise meinen besten Freunden genauso gut gefällt wie mir. Nachdem wir zum Hotel zurückgegangen sind verabschieden wir uns bis morgen. Kurz danach kann ich nicht widerstehen. Ich packe die Badehose aus und teste den jetzt um 10 Uhr abends badewannenwarmen Golf von Bengalen aus. Ich bade unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Was für eine gottbegnadete Gegend. Schön, daß ich mich einige Zeit hier aufhalten darf!