Mandalay, 18.11.2003

Wie während des gesamten bisherigen Urlaubs haben wir heute strahlenden Sonnenschein. Um 8.00 Uhr werden wir abgeholt und zum Hafen gefahren. Ein kleines Boot, groß genug für drei Touristen und eine Reiseleiterin (oder für 100 Burmesen), fährt uns nach Mingun. Die entspannende, ruhige Fahrt über den Ayeyarwaddy dauert etwa eine Stunde. Nachdem wir angekommen sind und uns durch die Scharen von Souvenirverkäufern durchgekämpft haben, besichtigen wir zunächst die Mingun Paya. König Bodawpaya wollte Ende des 18. Jahrhunderts hier die größte Stupa der Welt bauen. Sie sollte 150 Meter hoch werden. Als ein Drittel des gewaltigen Bauwerks fertiggestellt war, starb der König, es war kein Geld mehr da und so richtig hatte auch keiner mehr Lust, weiterzubauen. So blieb ein massiver Backsteinquader von 50 Meter Höhe als Investitionsruine stehen. 1838 gab es auch noch ein schweres Erdbeben, bei dem das Bauwerk große Risse abbekam. Es hielt allerdings stand und somit kann man es auch heute noch besichtigen. Sogar hochsteigen kann man. Dann wird man mit einem sehr schönen Rundblick auf die Landschaft belohnt.

Mingun Paya Mingun Paya Blick von der Mingun Paya

Die Mingun Paya. Rechtes Bild: Blick von oben.

Nach dem Besuch bei dieser gigantischen Ruine besuchen wir die Molmi Paya. Dies ist ein kleiner Tempel, der an einen im 20.Jahrhundert lebenden Mönch erinnert, der die gesamten 84000 Belehrungen Buddhas aus dem Pali-Kanon auswendig konnte und damit auch ins Guinness-Buch der Rekorde gekommen war. Eine Statue des Gedächtniskünstlers kann hier verehrt werden. Sie trägt, wie vermutlich der Mönch zu Lebzeiten, eine coole Sonnenbrille.

Molmi Paya Coole Brille!

Die Molmi Paya. Rechtes Bild: Mönch Bhandanta Vicitsara mit cooler Brille.

Als nächstes gehen wir zur Mingun-Glocke. Sie stammt aus dem Jahr 1808 und wiegt 55555 Viss, also 90 Tonnen. Es soll die größte, noch intakte Glocke der Welt sein. Eine noch größere in Moskau hat inzwischen einen Sprung. Nach der Glocke besichtigen wir noch die Hsinbyume Paya, die König Bagyidaw 1816 als Andenken an seine Hauptfrau bauen ließ. Sie stellt den Berg Meru dar, der von Wellen umgeben ist. Diese in sieben Terrassen angeordneten Wellen stellen sieben Gebirge rund um den Berg Meru dar. Im Inneren kann man etwas sehr seltenes besichtigen: Eine Buddhastatue, hinter der sich versteckt eine zweite Buddhastatue befindet. Die hintere Statue hat einen leicht verschmitzten Gesichtsausdruck, so als wollte sie andeuten: "Mich sieht hier ja ohnehin keiner". Nachdem wir uns auch hier eine Weile aufgehalten haben, gehen wir noch in ein Straßenrestaurant und trinken einheimische Softdrinks, dann fahren wir mit unserem Boot zurück nach Mandalay. Weil wir dieses Mal mit dem Strom fahren, brauchen wir nur 30 Minuten.

Mingun Glocke Hsinbyume Paya Ein Buddha hinter einem Buddha

Links: Die Mingun Glocke. Mitte: Die Hsinbyume Paya. Rechts Bild: Ein Buddha hinter einem Buddha.

Jetzt fahren wir erst einmal zum Mittagessen (Garnelen in Tomatensauce, gebratene Schweinerippchen mit Chili, Hühnchen mit Ananas, gebratene Pilze mit Blumenkohl und Maiskölbchen sowie Myanmar-Bier), danach zum Basar-Kaufhaus, in dem wir vor drei Tagen waren. Adelheids Kleid wird abgeholt. Die Schneiderinnen haben ganze Arbeit geleistet. Alles paßt perfekt und sieht zudem noch sehr elegant aus.

Palastneubau Shwenandaw Kyaung Shwenandaw Kyaung

Links: Palastneubau in Mandalay. Mitte und rechts: Das Shwenandaw Kyaung, ein ehemaliger Palastbau.

Jetzt steht noch eine Besichtigungstour in Mandalay an. Zuerst besuchen wir den alten Königspalast, der 1857 erbaut und 1945 völlig zerstört wurde. Die ehemaligen Gebäude aus teilweise vergoldetem Teakholz wurden inzwischen recht lieblos aus mit Goldbronze angestrichenem Beton wiederaufgebaut. Man kann sich in etwa ein Bild machen, wie es hier früher ausgesehen haben könnte, aber insgesamt ist die Anlage ziemlich enttäuschend. Am interessantesten ist noch das kleine Museum, in dem übriggebliebene Originalstücke wie Sänften, Ruder, Kleidungsstücke oder ein gläsernes Bettgestell ausgestellt werden. Viel interessanter als die Palastanlage ist das Gebäude, das wir als nächstes besichtigen, das Shwenandaw Kyaung, ein altes Kloster, das ein ehemaliges Originalgebäude des Palastes ist. Das Gebäude wurde vom vorletzten burmesischen König Mindon als Wohnraum genutzt. Als er darin gestorben war, ließ es sein Nachfolger, König Thibaw, Stück für Stück ab- und außerhalb des Palastes wieder aufbauen. Somit blieb der Bau vom Palastbrand 1945 verschont und gibt einen faszinierenden Eindruck davon, wie wohl der Originalpalast heute aussehen könnte, wäre er nicht zerstört worden. Sehr schöne alte Holzschnitzereien verzieren den erhabenen Teakholzbau. Innen sind noch die Reste der Vergoldung zu sehen. Sehr eindrucksvoll sind insbesondere die Schnitzereien im Innenraum, die Legenden von den 550 früheren Existenzen Buddhas darstellen.

Kuthodaw Paya Kuthodaw Paya Kuthodaw Paya Kuthodaw Paya

Die Kuthodaw Paya. Das größte Buch der Welt.

Nach dieser interessanten Besichtigung fahren wir zur Kuthodaw Paya, einer vergoldeten Pagode aus dem Jahr 1857. Um sie herum stehen, regelmäßig angeordnet, 729 kleine, weiße Stupas, die jeweils eine beidseitig beschriftete Steintafel enthalten. Jede Steintafel ist ein Blatt eines Buches, des Tipitaka, welches die 84000 Belehrungen Buddhas neben einigen anderen kanonischen Schriften des Theravada-Buddhismus enthält. Somit ist diese Anlage das "größte Buch der Welt". Als letzte Station für heute fahren wir auf den Mandalay Hill. Dort gibt es einen schönen Spiegelmosaiktempel, vor allem aber einen wunderbaren Rundblick über Mandalay, den Ayeyarwaddy und das umliegende Land. Mit dem Sonnenuntergang wird die Stimmung noch schöner. Viele Klöster verschwimmen vor dem kupferroten Himmel im Dunst (zu dem profanerweise hauptsächlich Abgase und Rauch beitragen) und von unten dringen leise buddhistische Sutren aus Lautsprechern zum Hügel empor. Leider ist der Hügel auch sehr stark frequentiert und demzufolge ist es sehr laut. Dennoch ist ein Sonnenuntergang am Mandalay Hill durchaus ein Erlebnis.

Auf dem Mandalay Hill Auf dem Mandalay Hill Auf dem Mandalay Hill

Auf dem Mandalay Hill.

Wir fahren zurück zum Hotel, machen eine kurze Pause und fahren dann zum Essen. Heute essen wir in einem Straßenrestaurant, in dem es alles nur erdenkliche, zum Beispiel viele Arten Fleisch, Wurst und Gemüse, Fischbällchen, etc. auf Spießen gibt. Man füllt ein Körbchen mit allen Spießen, die man haben will und läßt sie sich grillen. Sind die Spieße fertig, werden sie an den Tisch gebracht. Wir lassen uns Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch, verschiedene Gemüse, einen Maiskolben und eine Art Salami grillen. Das ganze wird sehr schmackhaft gewürzt und schmeckt sehr lecker. Einige Myanmar-Bier tun ein übriges dazu, daß der Tag gut ausklingt. Das ist auch gut so, denn die Nacht wird kurz. Wir müssen um 4 Uhr aufstehen.