Yangon, 14.11.2003

Heute morgen ist das Wetter genauso makellos, wie wir es uns für den gesamten Urlaub erhoffen. Unser Lastwagen ist für 8 Uhr geordert, er fährt allerdings nicht am Hotel ab, sondern etwa 400 Meter weiter unten im Tal. Bevor wir losmarschieren, nimmt mir Mi Mi erst einmal meine alles andere als leichte Reisetasche ab. Ich weiß momentan noch nicht so recht, was das soll, hätte ich es gewußt, hätte ich mich engagierter dagegen gewehrt. Unser gesamtes Handgepäck wird einem der zahlreichen Lastenträger, die hier mit großen Bambuskörben auf dem Rücken unterwegs sind, in den Korb gestopft. Der Träger ist ein kleiner Junge, höchstens zehn Jahre alt. Zum Glück geht es wenigstens bergab.

An der Bergstation angekommen, klettern wir in das Führerhaus des Lastwagens. Hinten steigt eine Reisegruppe auf. Auch als der Lastwagen beladen ist, geht es noch nicht los. Wir müssen erst warten, bis die vier Wagen, die gerade nach oben unterwegs sind, angekommen sind. Als die Fahrt dann losgeht, bin ich erst einmal sehr überrascht. Der Fahrer brettert die Achterbahnstrecke nämlich nicht hinunter wie ein Henker, sondern er fährt so, wie man das von einem vernünftigen Menschen erwarten kann. Dies hat zur Konsequenz, daß der Lastwagen vor uns (in dem übrigens der "very good driver" sitzt, den wir gestern hatten) schon nach drei Kehren außer Sichtweite ist. Wir holen ihn zwar weiter unten, kurz nach der Talstation, wieder ein, weil er entweder eine kleine Panne hatte oder vielleicht auch jemand oder etwas herausgefallen ist. Kurze Zeit nachdem wir ihn überholt haben, jagt er aber erneut hupend an uns vorbei, wobei uns die jungen Mönche, die auf dem vorderen Teil der Ladefläche stehen, lachend zuwinken.

Nur so kommt man nach Kyaikhtiyo

Nur so kommt man nach Kyaikhtiyo.

Weiter unten, in Kyaikto, treffen wir wieder auf die "Banana tomorrow, okay?"- Verkäufer. Da Klaus zu einem der Kinder gestern tatsächlich "Okay!" gesagt hatte, löst er heute sein Versprechen ein und kauft Bananen. Abgesehen davon, daß es eine kleinere Sorte ist als die, welche bei uns im Supermarkt liegen, ist es schon ein gewaltiger Geschmacksunterschied. Die Bananen hier sind viel süßer und haben ein viel reichhaltigeres Aroma.

Bald treffen wir unseren Fahrer und dann geht es zurück in Richtung Yangon. Zunächst durchqueren wir wieder den Mon-Staat mit seinen zahlreichen Plantagen. Kurz nachdem wir dann das Gebiet über die große Brücke wieder verlassen haben, machen wir eine Teepause in genau dem gleichen Teehaus, in dem wir gestern schon waren. Nach dieser Erfrischungspause fahren wir weiter, halten aber bald darauf schon wieder. Wir machen eine Zwischenstation in einem Dorf und besichtigen eine Reismühle. Die große Maschine ist in ein Holzgestell eingebaut. Außen auf der Straße stehen überall Verkaufsstände. Die Dorfbewohner, zumeist Fischer, verkaufen hier ihren Trockenfisch. Entsprechend ehrlich riecht es auch hier, so daß wir nicht todunglücklich sind, als wir weiterfahren.

Fischerdorf bei Waw Fischerdorf bei Waw

Fischerdorf bei Waw.

Unsere Fahrt führt uns durch die weitläufigen Reisfelder, zunächst wieder nach Waw und dann nach Bagò. Bagò hat eine Gemeinsamkeit mit Köln: Schon lange bevor sich am Horizont eine Stadt abzeichnet, sieht man bereits deren Wahrzeichen ganz deutlich. Hier in Bagò ist es die etwa 130 Meter hohe Shwemawdaw Paya. Sie ist auch unsere erste Station. Bis auf den unteren Sockel, der mit Goldbronze angestrichen ist, ist sie komplett vergoldet. In den über 1000 Jahren seitdem sie gebaut wurde, hat die Pagode wechselvolle Zeiten erlebt. Am Anfang nur etwa 23 Meter hoch, wurde sie immer stärker erweitert. Die Ausbauten wurden oft auch durch Erdbeben notwendig gemacht. Die Spuren eines der Erdbeben, dem von 1917 nämlich, kann man heute noch sehen. Ein massives Stück, das damals herunterfiel, wurde in den heutigen Sockel mit eingearbeitet.

Shwemawdaw Paya Shwemawdaw Paya Shwemawdaw Paya
Shwemawdaw Paya Shwemawdaw Paya Shwemawdaw Paya

Die Shwemawdaw Paya. Auf dem letzten Bild ist das Stück zu sehen, das 1917 herunterfiel und in den Sockel mit eingearbeitet wurde.

Nach unserem Besuch an der Shwemawdaw Paya fahren wir weiter zur Hinthagon Paya. Die Anlage selbst ist eher unspektakulär, aber man hat von ihr aus einen guten Blick auf Bagò, selbstverständlich inklusive der Shwemawdaw Paya. Als wir ankommen, ist in einer der Hallen an der Seite des Aufgangs ein Nat Pwe im Gang: Ein lautes Fest mit traditioneller burmesischer Musik, bei der Medien (meist Transvestiten) von einem Nat (einem der 37 Geister der alten animistischen Kultur) besessen werden. Nachdem wir einige Zeit lang dem lärmenden Schauspiel zugesehen und von dem besessenen Transvestiten zwei Schokowaffeln und ein Ei geschenkt bekommen haben, ziehen wir weiter.

Die Shwemawdaw Paya von der Hinthagon Paya aus

Die Shwemawdaw Paya von der Hinthagon Paya aus.

Wir fahren zum Mittagessen in ein chinesisches Restaurant, das zwar eine Touristenfalle, aber dennoch gut ist. Wir essen gemischtes Gemüse mit Pilzen, Schweinefleisch in einer dicken Tomatensauce, Rindfleisch mit Ingwer und Frühlingszwiebeln sowie Garnelen in scharfer Sauce. Mit etwas Myanmar-Bier rutscht es noch besser. Nach dem Mittagessen fahren wir auf das Gelände, auf dem der ehemalige Königspalast von Bagò aus dem 9. Jahrhundert wieder aufgebaut wird. Zwei Gebäude (Beton mit Goldbronze bemalt) stehen schon. Unweit der Gebäude werden auch noch die Reste der Original-Teakholzsäulen des ursprünglichen Palastes ausgestellt.

Palastneubau Palastneubau

Palastneubau.

Nach dieser Besichtigung fahren wir zu der Hauptattraktion von Bagò, zum Shwethalyaung Buddha, dem 55 Meter langen liegenden Buddha, mit seinem natürlichen, friedvollen Gesichtsausdruck. Die Skulptur stammt ursprünglich aus dem 10. Jahrhundert und wurde, nachdem Bagò in einem Krieg völlig zerstört worden war, vergessen und vom Urwald überwuchert. Erst die Engländer haben die Statue beim Eisenbahnbau wiederentdeckt. Der eindrucksvolle liegende Buddha ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Er ist weitaus sehenswerter als das 15 Meter längere Exemplar, das wir in Yangon gesehen haben.

Shwethalyaung Shwethalyaung Shwethalyaung
Shwethalyaung Shwethalyaung Shwethalyaung

Shwethalyaung. Der liegende Buddha.

Neben dem liegenden Buddha kann man gut seine Hausaufgaben machen

Neben dem liegenden Buddha kann man gut seine Hausaufgaben machen.

Nun steht noch unser letzter Punkt für heute auf dem Programm, die Kyaik Pun Paya. Dies ist im Prinzip eine rechteckige Steinsäule, an deren Seiten je ein 30 Meter hoher sitzender Buddha zu sehen ist. Die Statuen sollen im 15. Jahrhundert von vier Schwestern gestiftet worden sein.

Kyauk Pun Paya

Kyauk Pun Paya.

Hier endet unser Besuchsprogramm in Bagò und wir rütteln in unserem Auto nach Yangon zurück. Dort angekommen erledigen wir noch den Check In, nehmen unser eingelagertes Gepäck in Empfang, verabschieden uns von Mi Mi und gehen dann noch in das Seafood Restaurant in der Nähe des Hotels essen, in dem wir vorgestern schon waren. Eine Pepper Crab, Tintenfische in einer pikanten braunen Sauce, Rindfleisch mit Gemüse und Garnelen mit Chilisauce sorgen neben einigen Myanmar-Bieren für einen guten Abschluß des Tages. Der Abend endet nur leider frühzeitig, denn morgen früh müssen wir schon um vier Uhr aufstehen!