Bagan, 21.11.2003

Das Wetter ist heute genauso makellos schön wie an allen anderen Tagen bisher. Wir setzen heute vormittag unsere Tour durch Bagan fort. Unsere erste Station ist der massive Dhammayangyi Pahto, ein Tempel aus dem 12.Jahrhundert. Sein Grundriß ähnelt dem des Ananda Pahto, aus irgendwelchen Gründen ist der innere Gang jedoch zugemauert. Aber auch so ist das wuchtige Bauwerk sehr eindrucksvoll. Als nächstes besuchen wir den Sulamani Pahto aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren befinden sich große, äußerst sehenswerte Wandmalereien mit buddhistischen und weltlichen Darstellungen (unter anderem zwei große, liegende Buddhas). In diesem bedeutenden Kulturdenkmal wären dringend die Hände professioneller Restauratoren (am besten westliche, keine asiatischen, schließlich soll hier alles erhalten und nicht schweinchenrosa und neongrün übermalt und dann teilweise vergoldet werden) gefragt, denn lange halten diese schönen Wandgemälde dem Zahn der Zeit nicht mehr stand und es gibt bereits einheimische Idioten, die sich hier mitten auf den Bildern im Stil von "1.11.02. Ich war hier nach meiner Abschlußprüfung!" verewigen. Es fehlen eigentlich nur noch ein paar Graffitisprayer, um alles endgültig zu zerstören.

Dhammayangyi Pahto Dhammayangyi Pahto

Der Dhammayangyi Pahto.

Sulamani Pahto Sulamani Pahto Sulamani Pahto Sulamani Pahto

Der Sulamani Pahto.

Unsere nächste Station ist der Tayok Pyi Pahto, ein großer Tempel, der zwar eher unspektakulär ist, den man aber besteigen kann und der dann eine wunderbare Aussicht auf die unzähligen anderen Backsteintempel und -pagoden bietet. Auch von hier aus könnte man sicherlich schön den Sonnenuntergang beobachten. Unsere beiden nächsten Stationen, zu denen wir zu Fuß unterwegs sind, die Payathonzu Paya und der Thambula Pahto, sind besonders wegen ihrer Wandmalereien aus dem 13.Jahrhundert bemerkenswert. Insbesondere ist interessant, daß die Wandmalereien viele für den Mahayana-Buddhismus charakteristische Darstellungen zeigen, während hier in Myanmar ja heutzutage der Hinayana-Buddhismus verbreitet ist. Im Thambula Pahto gibt es auch weltliche Darstellungen höfischen Lebens.

Tayok Pyi Pahto Tayok Pyi Pahto Payathonzu Pahto Thambula Pahto

Erstes Bild: Der Tayok Pyi Pahto. Zweites Bild: Blick vom Tayok Pyi Pahto auf die Ebene von Bagan. Drittes Bild: Der Payathonzu Pahto. Viertes Bild: Der Thambula Pahto.

Unsere letzte Station am Vormittag ist die Dhammayazika Paya, eine vergoldete Stupa aus dem 13.Jahrhundert, die von fünf kleinen Tempeln umgeben ist. Auch in dieser Anlage macht sich der Einfluß des Mahayana-Buddhismus bemerkbar. Die Außenseite der Anlage besteht aus einem ruhigen, äußerst schönen Garten, der von purpur- und lachsfarben blühenden Bougainvillea-Sträuchern dominiert wird. In diesem Garten verweilen wir längere Zeit.

Dhammayazika Paya Dhammayazika Paya

Die Dhammayazika Paya.

Als nächstes wird noch einmal bei einem Schwarzhändler Geld getauscht (hier gibt es nur 760 Kyats für einen Dollar, der Dollartresor ist eine durchsichtige Plastiktüte unter dem Tisch), danach fahren wir zum Mittagessen ins "Green Elephant Restaurant" direkt am Fluß. Dort essen wir gebratene Schweinerippchen, Schweinefleisch-Curry mit getrockneten Mangos, mild gewürztes Hühnerfleisch mit Pilzen und Kartoffeln mit Chilisauce. Alles schmeckt sehr gut und macht in Verbindung mit etwas Myanmar-Bier durchaus glücklich. Nach dem Essen fahren wir zurück ins Hotel, in dem erst einmal zwei Stunden Siesta eingeplant sind.

Um vier Uhr treffen wir uns wieder. Zunächst fahren wir ins Bagan Hotel, in dem ich vor zwei Jahren logiert habe. Der Grund für den Besuch hier ist, daß Mi Mi uns davon erzählt hat, daß sie in dem Hotel immer nicht schlafen konnte, weil in ihrem Zimmer ein Nat gespukt hat (ihr geht es schätzungsweise in jedem zweiten Hotel so, wenn man ihren Erzählungen Glauben schenken darf). Nun gibt es in den Zimmern, wie ich noch weiß, tatsächlich als Dekoration Steinskulpturen, die Nats darstellen. Mi Mi läßt sich ein besonders "schlimmes" Zimmer aufsperren und zeigt es uns. Wir sehen uns auch die Natskulptur an der Wand an und sind froh, gegen diese Art von Spuk unempfindlich zu sein. Bevor wir das Hotel verlassen, kommen wir zufällig noch mit einem deutschen Reiseleiter ins Gespräch, während Mi Mi sich mit der einheimischen Reiseleiterin, einer Kollegin, unterhält.

Nach dem Besuch im Bagan Hotel fahren wir zum Gubyaukgyi Pahto in Myinkaba. Auch in diesem Tempel aus dem 12.Jahrhundert sind wieder äußerst interessante Wandmalereien zu sehen. Sie sollen zu den ältesten in ganz Bagan gehören. Direkt neben dem Tempel steht die Myazedi, eine vergoldete Stupa. Auf dem Gelände befindet sich auch eine berühmte Steinstele, auf deren vier Seiten die gleiche Inschrift in der Myanmar-, Mon-, Pyu- und Pali-Schrift eingraviert ist. Für Philologen ist diese Stele natürlich besonders interessant, weil man hier ja einen direkten Vergleich der vier Schriftsysteme hat. Auf den ausländischen Betrachter wirkt diese sehr interessante Sehenswürdigkeit eher schockierend. Die Steinstele steht in einem weiß angestrichenen, vergitterten Rundbau. Vor kurzer Zeit hat man den Bau wohl etwas hergerichtet und dabei wurde die Steinstele auf allen Seiten mit weißer Malerfarbe vollgespritzt. Das symbolisiert wieder einmal sehr eindrucksvoll die hohe Wertschätzung, die dieses Land dem eigenen kulturellen Erbe entgegenbringt.

Gubyaukgyi Pahto Myazedi Myazedi

Links: Der Gubyaukgyi Pahto in Myinkaba. Mitte und rechts: Die Myazedi.

Da es schon stark auf die kurze Abenddämmerung zugeht, fahren wir schnell zum Ywa Hyaung Gyi- Tempel, um auf demselben den einmaligen Anblick der Ebene von Bagan bei Sonnenuntergang zu genießen. Diese Sonnenuntergänge über der Ebene, bei denen die kupferfarbene Sonne die backsteinbraunen Pagoden und Tempel anstrahlt, sind mit Worten einfach nicht zu beschreiben. Es ist ein atemberaubender Anblick. Wir genießen die einmalige Stimmung, bis es fast völlig dunkel geworden ist, dann steigen wir wieder hinunter, um zur Bupaya zu fahren. Dies ist eine eigenwillig geformte vergoldete Stupa, bei der sich die Gelehrten darum streiten, ob sie aus dem 3. oder aus dem 9.Jahrhundert stammt. Wie dem auch sei, die Abendstimmung an der Pagode ist außerordentlich schön und wir verweilen längere Zeit hier. Nach dieser Besichtigung ist es Zeit für das Abendessen. Wir essen Barbecue-Ente, Schweinefleisch mit Sesamkruste, Hähnchen mit grünem Chili und Cashewnüssen und fritiertes Tampura-Gemüse. Dazu gibt es einige Tiger Beer. All dies sorgt für einen vergnügten Ausgang unseres zweiten Tages in Bagan.

Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan
Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan

Sonnenuntergang über der Ebene von Bagan.