Bagan, 20.11.2003

Heute, an diesem herrlich sonnigen Tag in Bagan, sieht man erst einmal, wie schön das Hotel eigentlich ist. Überall zwischen den Bungalows befinden sich blühende Sträucher, meist Bougainvillea, und vom Pool, der sich in der Nähe des Frühstücksraumes befindet, hat man einen sehr schönen Blick auf den Ayeyarwaddy. Um 8.00 Uhr beginnt unsere Tour. Wir fahren zunächst nach Nyaung U zum dortigen Straßenmarkt. Die Stände mit Lebensmitteln, Zigaretten, etc. sind natürlich wie immer interessant, sobald man aber zu einem Souvenirstand kommt, wird es sehr unangenehm, denn die Händler in Bagan (das gilt nicht nur für den Markt, sondern auch für alle Sehenswürdigkeiten) sind so extrem penetrant, daß es wirklich keinen Spaß mehr macht. Ständig bekommt man irgendetwas direkt vor die Nase gehalten, die Longyis werden einem nicht nur gezeigt, sondern man bekommt sie schon um den Leib gewickelt, bevor man überhaupt nur "Papp" sagen kann. Auch wenn man noch so oft sagt, daß man nichts kaufen will, man bekommt die Händler nicht los, bis man wieder im Auto sitzt. Und dann stehen sie immer noch da und halten ihr Zeugs an die Scheiben. Erst als wir losfahren, ist die Plage zuende, die uns aber an jeder Sehenswürdigkeit, an jedem Restaurant, an jedem Aussichtspunkt wieder überfallen wird.

Markt in Nyaung U Markt in Nyaung U

Markt in Nyaung U.

Unsere nächste Station ist die vergoldete Shwezigon Paya, die im 11.Jahrhundert erbaut wurde. Sie gilt als Vorbild für alle anderen Stupas in Myanmar und besticht durch ihre schlichte Schönheit. Sie ist nicht so überladen wie viele andere Stupas hier. Alles in der Anlage bietet einfach ein harmonisches Bild. Somit ist die Shwezigon auch die schönste Stupa, die ich in Myanmar kenne.

Shwezigon Paya Shwezigon Paya Shwezigon Paya

Die Shwezigon Paya.

Kleine Mönche

Diese kleinen Mönche wollten unbedingt fotografiert werden.

Nach dieser schönen Besichtigung fahren wir zum nahegelegenen Gubyaukgyi, einem Backsteintempel aus dem 13.Jahrhundert mit schönen Wandmalereien und Fresken im Inneren. Man kann auch nach oben steigen und hat von dort aus einen schönen Ausblick auf die Landschaft und die darin verstreuten Tempel und Stupas. Unsere nächste Station ist die sogenannte "Wunscherfüllungspagode". Auch diese enthält viele interessante Fresken und teilweise schöne Buddhafiguren. Hier tobt sich jedoch leider wieder einmal die in Asien weit verbreitete Vorliebe für Kitsch und Schlampigkeit aus. Die Spitze des Gebäudes ist vergoldet (wogegen an sich nichts zu sagen ist), was speziell zu diesem Bau irgendwie nicht paßt, vor den Buddhastatuen im Inneren hängen nackte, farbige Glühbirnen, die Wandmalereien sind zum Schutz vor Berührungen hinter völlig verdreckten Scheiben verborgen, so daß man sie nur mit Mühe erkennen kann. Sehr schade, daß man eine Sehenswürdigkeit wieder so verschandelt hat.

Gubyaukgyi Gubyaukgyi Wunscherfüllungspagode

Links und Mitte: Gubyaukgyi. Rechts: Wunscherfüllungspagode.

Unsere nächste Station allerdings ist umso schöner, nämlich der Htilominlo Pahto, ein großer Tempel aus dem 13. Jahrhundert. Er ist 46 Meter hoch und architektonisch sehr ausgewogen und geschmackvoll. Außen kann man noch gut Teile des alten, verzierten Sandsteinverputzes erkennen. War es schon sehr schön, diesen Tempel zu besichtigen, gibt es jetzt noch eine Steigerung, denn wir fahren zu dem meiner Meinung nach schönsten Pahto, dem Ananda Pahto aus dem 12. Jahrhundert. Die Eingänge bilden ein griechisches Kreuz. Von jedem Eingang aus erreicht man jeweils eine fast 10 Meter hohe Buddhastatue. Zwei der Statuen (alle sind aus vergoldetem Holz) sind noch Originale, zwei sind Kopien aus dem 18.Jahrhundert. Um den zentralen Schrein herum laufen mehrere Wandelgänge, in denen sich viele Nischen mit Skulpturen befinden, die Szenen aus dem Leben Buddhas oder Familienmitglieder Buddhas darstellen. Diesen faszinierenden Tempel darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Direkt neben dem Tempel befindet sich das sogenannte Ananda Backsteinkloster, in dem es wieder viele Wandmalereien aus dem 17. und 18.Jahrhundert zu sehen gibt, die Szenen aus dem täglichen Leben reicher Leute aus der Bagan-Periode darstellen, zum Beispiel Badeszenen, Musikdarbietungen, Handel, etc.

Htilominlo Pahto Htilominlo Pahto Htilominlo Pahto

Der Htilominlo Pahto.

Ananda Pahto Ananda Pahto

Der Ananda Pahto.

Nach unseren Besichtigungen steht erst einmal das Mittagessen auf dem Programm. Wir fahren in ein kleines Myanmar-Straßenrestaurant. Dort essen wir gemischtes Gemüse, Kartoffeln mit Fischpaste sowie Hühner-, Schweine- und Lammcurrygerichte. Da alles ausnahmsweise mal schön heiß ist, schmeckt das auch alles besonders gut. Beim Lamm kommt ein "running gag" zum Einsatz, der sich bei uns eingebürgert hat. Mi Mi übersetzt "Mutton" immer mit "Ziege". Von da aus ist es nicht mehr weit zum Geißbock. Wir haben Mi Mi schon die Geschichte von Hennes VII., dem Maskottchen des 1.FC Köln erzählt, und jedesmal, wenn es wieder Mutton Curry gibt, sagen wir immer, wir essen "Hennes". Wir haben Mi Mi auch schon ausdrücklich ermutigt, diesen Gag einmal anzubringen, wenn sie wieder einmal Reisegäste aus Köln hat.

Nach dem Essen wird erst einmal bis 16 Uhr Siesta im Hotel abgehalten. Danach fahren wir in eine Lackwarenmanufaktur. Man kann dort alle Stationen der Lackwarenherstellung mitverfolgen. Zunächst wird ein Gerüst aus Bambusstreifen, oder (für Stücke, die auch am Ende noch elastisch sein sollen) ein Geflecht aus Bambusstreifen und Roßhaaren hergestellt. Dieses Gerüst wird mit dem Öl bestrichen, das man aus dem Lackbaum gewinnt. Dann kommt einen Schicht Asche drauf und man läßt das Werkstück gründlich trocknen. Danach trägt man wieder eine Schicht Lack und eine Schicht Asche auf, usw. Insgesamt besteht die fertige Ware aus sieben oder mehr Lackschichten. Das fertige Stück wird dann bemalt, bzw. es werden Formen ausgekratzt. Auch Blattgold wird zur Färbung verwendet. Bis ein Stück verkaufsfertig ist, vergehen oft drei Monate. Von kleinen Dosen bis hin zu Tischen und Schränken mit Schubladen werden hier alle nur erdenklichen Lackwaren hergestellt. Die fertigen Waren, die man auch in einem angeschlossenen Geschäft kaufen kann, sind sehr schön und von guter Qualität.

Nach dem Besuch in der Lackwarenmanufaktur fahren wir weiter zur Shwesandaw Paya, denn bald geht die Sonne unter. Wir sind bei weitem nicht die einzigen Besucher. Ganze Busladungen von Touristen werden hierher gekarrt, um den sehr steilen Aufstieg auf die Paya zu bewältigen. Aber da wir relativ frühzeitig hier waren, können wir uns gute Plätze sichern.

Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan
Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan Sonnenuntergang in Bagan

Sonnenuntergang in Bagan.

Ein Sonnenuntergang über der Ebene von Bagan mit ihren über 2200 Pagoden und Tempeln ist ein so überwältigender Anblick, daß man ihn mit Worten kaum beschreiben kann. Die meist rotbraunen Gebäude sehen im rotgoldenen Abendlicht geradezu unwirklich aus. Es ist ein zauberhafter, ergreifender Anblick, der niemanden kalt läßt. Alle Leute, die hier oben stehen, sind von dem Anblick ergriffen. Nachdem die Sonne verschwunden ist und der Horizont sich dunkelorange färbt, klettern die meisten Touristen die steile Treppe hinunter, um von den Scharen der Souvenirhändler überfallen zu werden. Wir lassen uns Zeit. Nachdem wir den steilen Abstieg ebenfalls bewältigt haben, fahren wir in ein Restaurant, in dem es Tampura (ein lokales Gemüse), Ente mit gebratenen Kartoffeln, frittierte Garnelen, scharf-saures Schweinefleisch, Hühnerfleisch mit Gemüse und eine leicht süße Suppe mit Kokosmilch und Pilzen gibt. Auch das Myanmar-Bier strömt hier reichlich. So endet ein wunderschöner Tag.