Runaway Bay, 30.12.2017
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Blick aus meinem Hotelzimmer
Heute machen wir bei schönem Wetter einen Ausflug in die Berge. Gegen 9:30 Uhr treffen wir unseren Fahrer Mark, besetzen zu viert (Zottel ruht sich im Hotel aus) einen Bus mit 20 Sitzplätzen und fahren in die Berge. Mark ist ein ziemlich lustiger Geselle. Während der Fahrt erklärt er uns, was draußen alles zu sehen ist, und verwendet dabei immer wieder den Begriff "Yaman". Man hört diesen Ausdruck hier ständig. Es bedeutet so viel wie "Alles ok". Manuel setzt die Phrase bereits gerne ein, wenn er im Resort an Einheimischen vorbeigeht und erntet damit meist ein Lachen, eine Ghettofaust oder andere amüsierte Reaktionen.

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Oben: An einem Cannabis–Strauch. Unten: Am Bob–Marley–Mausoleum.
Wir fahren durch eine schöne Hügellandschaft mit mehreren ärmlichen Dörfern und Kleinstädten, bis wir schließlich in Nine Miles ankommen. Hier hat Bob Marley seine Kindheit verbracht und sein Grab befindet sich ebenfalls hier. Die Tour startet in einer Bar nahe des Eingangs. Die anderen etwa fünfzehn Teilnehmer der nun folgenden Besichtigung glühen mit Rum und Cocktails vor, während sich die meisten von ihnen mit dicken Joints eindecken. Wir werden schließlich von einem Führer mit grauem "Schädelkondom" und Dreadlocks abgeholt. Zunächst sehen wir das Haus der Großeltern mit Sofas im Wohnzimmer, Puppen in den Vitrinen, einer Nähmaschine, einem Elektroherd, allem was eben sehenswert zu sein scheint, wenn dort einmal ein berühmter Mensch gewohnt hat. Wenig später sehen wir einen Raum, in dem goldene Schallplatten und Originalmusikinstrumente ausgestellt sind. Anschließend, im Außenbereich, spielt eine Band bekannte Lieder von Bob Marley nach und bringt die Teilnehmer zum Tanzen. Da wir uns auf relativ engem Raum befinden, werden wir vom Rauch der Joints ordentlich eingenebelt.
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Obere und mittere Reihe: Im Haus von Bob Marleys Großeltern. Unten links: König Manuel I. auf dem Thron. Unten mitte: Die Band covert die bekanntesten Songs von Bob Marley. Unten rechts: Manuel lässt sich mit der Band fotografieren.
Der Weg durch die Anlage führt uns weiter an den Gräbern der Großeltern vorbei nach "Zion". Dort befindet sich das Mausoleum mit den Gräbern der Eltern sowie einem großen Marmorschrein, in dem der Künstler und sein 1999 verstorbener Bruder ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Vor dem Betreten dieser heiligen Stätten muss man die Schuhe ausziehen, die dicken Joints mit hinein zu nehmen ist aber ausdrücklich erwünscht.
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Oben links: Auf dem Weg zum Mount Zion. Oben mitte: Grab von Bob Marleys Großeltern. Oben rechts: Eingang zum Mausoleum. Mitte links: Manuel und Stephan. Mitte mitte: Eingang zur Grabstätte von Bob Marleys Eltern. Mitte rechts: Eingang zur Grabstätte von Bob Marley und seinem Bruder. Unten links: Am Meditationsstein. Unten mitte: Yaman! Allzeit breit!
Hinter den Grabstätten kann man einen Stein besichtigen, auf dem Bob Marley meditiert haben soll. Daneben sieht man eine Kochstelle und die kleine Hütte, in der die Familie ihr Essen eingenommen hat. Damit findet die Veranstaltung beinahe schon ihren Abschluss. Nachdem unser Führer mit Trinkgeldern versorgt worden ist, geht es zum Einkaufen in den Souvenirshop. Die Preise dort sind gesalzen, wie immer an solchen Orten. Stephan kauft für Manuel eine bunte Wollmütze mit falschen Dreadlocks, die wir alle anprobieren und uns dabei gegenseitig fotografieren. Schade, dass Zottel nicht mit von der Partie ist, ihm stünde die Dreadlockfrisur sicherlich ebenfalls gut.
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Wir haben viel Spaß mit der Dreadlock–Perücke
Stephan kauft darüber hinaus eine CD für Manuel und ein Fußballtrikot für sich selbst, Sophie und ich erstehen jeweils eine große Bob–Marley–Tasse. Im Eingangsbereich treffen wir Mark. Wir fragen ihn nach weiteren Sehenswürdigkeiten auf dem Weg und er bietet an, uns zu den Green Grotto Caves, einem System aus Tropfsteinhöhlen unweit unseres Resorts zu bringen. Angeregt durch die Erlebnisse im Mausoleum verkauft Manuel mir wieder Gras im Bus ("Was geht ab, Digga?"). Ich mache die Besucher nach, die an ihren Joints ziehen, tue dann so, als würde ich auf Wolke Sieben schweben und bringe Manuel dadurch zum Kichern. Natürlich muss ich diese Pantomime unzählige Male wiederholen.
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Oben links: Gruppenbild mit "Bob der Baumeister"–Helmen. Andere Bilder: Green Grotto Caves.
Bevor wir die Höhlen erreichen, müssen wir etwas Geld für den Eintritt tauschen, dann kann es losgehen. Wir bekommen von unserer dortigen Führerin ein Häubchen, wie es auch in der Lebensmittelfabrikation verwendet wird und einen Bauarbeiterhelm, bevor wir durch drei Höhlen und den dazwischenliegenden üppigen Wald geführt werden. In den Tropfsteinhöhlen sehen wir viele Fledermäuse (als wir das deutsche Wort sagen, erkennt unsere Führerin sofort: "Ah, you are from Germany!") und eine große Schlange in einer Felsspalte. In der dritten Höhle befindet sich ein Brunnen, in den man Münzen werfen und sich dabei etwas wünschen kann, das selbstverständlich in Erfüllung gehen soll. Sophie und Manuel bekommen Münzen spendiert, die hoffentlich die gewünschte Wirkung erzielen werden. Die Führerin fragt Stephan, ob wir ihr folgen, oder den Rückweg durch die "Limbo–Höhle" wählen wollen. Stephan entscheidet sich für die zweite Option. Den größten Nachteil davon hat er dann selbst, denn mit fast zwei Metern Größe und kräftigem Körperbau kommt er am schwersten durch das enge Kalksteinloch. Wir kommen dennoch vollzählig am Ausgang an, geben Helm und Häubchen ab, treffen Mark und lassen uns von ihm zum Resort zurückbringen ("Yaman!").
Dort angekommen, nehmen wir ein stark verspätetes Mittagessen ein und gehen anschließend an den Strand. Dort befinden sich jetzt, kurz vor 17:00 Uhr, kaum noch Menschen. Manuel hat seine Wasser–Pumpgun dabei und will mit mir Unterwasserkitzeln spielen. Zwei Mal erwische ich ihn, wir kitzeln uns gegenseitig gründlich durch und haben viel Spaß, dann steht sich der Neunjährige, wie er das leider ab und zu tut, selbst im Weg. Sein Drang, unbedingt immer gewinnen zu wollen, ist wieder einmal stärker als der, Spaß am Spielen zu haben. Er stellt Regeln über Regeln auf ("Du musst aber fünf Meter Abstand halten und darfst mich nur Kitzeln, wenn X und Y und natürlich Z"), bricht diejenigen, welche er für sich aufstellt (zum Beispiel "mit der Wasserpistole nicht ins Gesicht zu spritzen") und sorgt dafür, dass es praktisch unmöglich ist, sich gegenseitig zu fangen. Dann kann man es genauso gut auch bleiben lassen. Da ich nicht mehr weitermache und sein Vater lieber etwas Schwimmen will, muss der Junge dann eben alleine spielen.
Als es schon dunkel wird, gehen wir zurück auf die Zimmer, machen eine kurze Pause und spielen dann "Siedler". Sophie möchte in der Zwischenzeit gerne etwas anderes machen, also spielen wir zu dritt, mit Zottel als Zuschauer. Das Spiel ist sehr kompliziert, weil wir uns gegenseitig ziemlich stark blockieren. Meine Strategie ist nicht schlecht, aber ich habe extremes Pech beim Würfeln und werde trotz guten Beginns Letzter. Manuel schlägt sich sehr gut und steht kurz vor dem Sieg, wird dann aber von Stephan abgefangen. Da der Neunjährige allerdings mit seiner Spielweise (die wirklich gut war) zufrieden ist, gibt es kein Quengeln und Zanken. Dafür läuft es beim anschließenden Abendessen (inzwischen ist Sophie wieder bei uns) nicht so gut. Manuel ist wohl schon etwas müde. Jedenfalls stochert er äußerst lustlos in seinem Essen herum und hat an allem etwas auszusetzen, sodass die Stimmung am Tisch nicht sonderlich heiter ist. Somit ist es ganz gut, dass wir uns unmittelbar nach dem Essen alle zurückziehen, um Energie für die lange Silvesternacht zu tanken.