Runaway Bay 28.12.2017

Kurz vor 8:00 Uhr steht die komplette Familie putzmunter vor meiner Tür. Die sechs Stunden Jetlag haben ihren Tribut gefordert. Wir gehen zunächst zum Frühstück. Noch bevor wir fertig sind, wird Manuel zappelig. Er will unbedingt sofort zum Pool und mit mir "Unterwasserkitzeln" spielen. Wir beeilen uns so gut wir können. Als wir schließlich ankommen, läuft aber alles anders. Zunächst springt er mit Sophie mehrmals ins Wasser und die beiden toben längere Zeit darin herum. Nach einer kurzen Pause will Manuel dann mit mir spielen. Ich gehe als erster in den Pool, der Junge beginnt aber plötzlich, sich zu zieren. Das Wasser sei viel zu kalt, er würde so sehr frieren und würde das nicht aushalten. Das alles scheint keine alberne Neckerei zu sein, was der Auslöser für diese Blockade ist, kann ich allerdings nicht herausbekommen. Ich verlasse nach einiger Zeit den Pool wieder. Da Manuel langweilig ist, will er dennoch Faxen mit mir machen, da es jedoch Spiele sind, bei denen er einseitig den Spaß hat, verliere ich sehr schnell die Lust.

Schließlich trollt er sich mit seinem Vater zu einem längeren Strandspaziergang. Nach der Rückkehr verhält er sich wieder wie gewohnt. Schon nach kurzer Zeit will er mit mir in den Pool. Jetzt tue ich erst einmal so, als sei mir das Wasser zu kalt und frage ihn dann, ob er es nicht auch zu unangenehm finde. Manuel antwortet: "Nein, ich habe inzwischen eine Diabólospritze bekommen". Was immer dahinterstecken mag, dank ihrer geheimnisvollen Ingredienzien steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Wir toben im Pool herum und machen unser Lieblingsspiel, eben das "Unterwasserkitzeln". Er versucht immer, sich davonzumachen, aber sobald ich ihn einhole, kitzeln wir uns mit Händen und Füßen. Manuel ist ganz begeistert und sagt, wenn er sich vom Kichern erholt hat: "Da geht aber noch mehr!". So vergeht schnell die Zeit bis zum Mittagessen.

Nach demselben findet eine kurze Einführungsveranstaltung der Reiseagentur statt, in der eine niederländische Reiseleiterin auf Deutsch die Ausflugsmöglichkeiten vorstellt. Im Anschluss gelingt es Stephan und mir nach mehreren vergeblichen Anläufen einen Tisch für das Gala–Dinner an Silvester zu reservieren sowie Wein und Sekt zu bestellen.

Endlich am Pool Blick auf das Resort Blick aufs Meer Manuel im Meer

Links: Endlich am Pool! Halblinks: Blick auf das Resort. Halbrechts: Blick aufs Meer. Rechts: Manuel im Wasser.

Den Nachmittag verbringen wir alle zusammen an einem Strandabschnitt, den Vater und Sohn am Vormittag ausgekundschaftet haben. Dort buddelt Manuel ausgiebig im Sand und macht Faxen vor mir. Schließlich schaufelt er sich selbst mit den Händen so viel von der nassen Pampe auf Rücken und Kopf, dass er wie ein Schlammmonster aussieht. Ich muss ihn dabei fotografieren und ihm die Fotos zeigen. Schließlich liefert er sich eine Sandschlacht mit Sophie, bevor er schließlich mit mir Ball spielt.

Manuel das Schlammmonster Manuel das Schlammmonster Manuel das Schlammmonster Sandschlacht

Links, mitte, halbrechts: Manuel das Schlammmonster. Rechts: Video der Sandschlacht.

Am späten Nachmittag stattet er mit seinem Vater dem "Water Park" einem Besuch ab, einer Poollandschaft mit verschiedenen Wasserrutschen speziell für Kinder, sodass die Sandkruste wieder einigermaßen abgewaschen wird. In der Zwischenzeit unterhalte ich mich mit Sophie. Kurz nach der Rückkehr aus dem Water Park wird Manuel quengelig, da er endlich "Siedler von Catan" spielen will. Wir brechen bald auf. Zwar dauert es noch eine Dreiviertelstunde, weil dem Neunjährigen trotz Wasserrutschen eine längere Duschpause verordnet wird, dann aber ist es soweit. Wir suchen uns in der Lobby einen Platz, Stephan baut auf und wir spielen die erste Partie des Urlaubs. Die übliche Routine stellt sich ein: Stephan und Manuel wollen unbedingt gewinnen, ich habe viel mehr Spaß daran, die anderen drei Teilnehmer zu beobachten und für Sophie ist das Spiel eher Familienritual als Wettkampf. Schließlich gewinnt Stephan (heute allerdings ziemlich knapp vor mir), Manuel wird Dritter, Sophie Vierte. Der Neunjährige steckt seine Enttäuschung besser weg als vor einem Jahr, dennoch merkt man ihm seine Frustration und Traurigkeit an. Die Partie dauert länger als sonst, weil ein Hotelgast aus USA auf unser Treiben neugierig wird und Stephan ihm recht ausführlich versucht, die Eigenheiten des Spiels zu erklären.

Da Manuel nach wie vor Schwierigkeiten hat, eine gute Startposition zu finden und sein Wissen über günstige und weniger günstige Zahlen auf den Rohstofffeldern ohne rechtes Verständnis bruchstückhaft auswendig gelernt hat, versuche ich ihm zu erklären und zu visualisieren, wie viele Möglichkeiten es jeweils gibt, mit zwei Würfeln die Augenzahlen von zwei bis zwölf zu erreichen. Es funktioniert ganz gut, allerdings ist der Junge offenbar etwas irritiert, dass ich auf diese Weise zeitweilig die Rollen verlasse, die ich in seiner Welt innehabe: Dankbares Publikum für seine permanente Show und robuster, gutmütiger aber spontaner, unberechenbarer Spielkamerad. Nach Spiel und Erläuterung gehen wir zum Abendessen. Wir fallen ziemlich auf, da Manuel Zottel auf Stephans Anstiftung hin in einen Babystuhl setzt und diesen an unseren Tisch stellt. Wie schon gestern, ist die Qualität des Essens guter Durchschnitt.

Manuel wird schon gegen Ende des Essens sehr müde. Auf den Rückweg erzählt er mir die Geschichte, wie er bei einem Spielzeugkauf zu Zottel gekommen war. Seine Darstellung dürfte die Wirklichkeit aber etwas verzerren, weiß ich inzwischen doch, was ich ohnehin immer vermutet hatte: Zottel war in den 70er–Jahren Stephans Kuscheltier. Wir gehen schließlich in unsere Zimmer und verabreden uns (wegen des nach wie vor bestehenden Jetlags) zeitig zum Frühstück.