Runaway Bay 27.12.2017
Der dritte Teil meines sächsischen Wintermärchens beginnt am Flughafen Köln–Bonn (hier geht es zu Teil 1 und Teil 2). Leider hatten wir dieses Mal große Schwierigkeiten, ein Zeitfenster für eine gemeinsame Reise zu finden. Daher sind wir nur neun Tage unterwegs und fliegen über den Jahreswechsel mit Eurowings nach Jamaika, um dort bei einem All–Inklusive–Aufenthalt in einem Resort in Runaway Bay unserer Art des Entspannens zu frönen.
Meine Freunde erreichen unseren gemeinsamen Abflugort über einen Anschlussflug aus Leipzig. Kurz nach 9:00 Uhr treffen sie ein und wir begrüßen uns herzlich. Ich traue meinen Sinnen kaum: Selbst Manuel tut nicht so distanziert wie sonst in den ersten Minuten unserer Begegnungen, sondern kommt lachend auf mich zu gerannt und umarmt mich.
Obwohl ich Vater und Sohn erst vor anderthalb Wochen besucht habe, gibt es bei der Familie jede Menge Neuigkeiten: Sophie hat vor kurzem ihre Haare zur Herstellung von Perücken für krebskranke Kinder gespendet und hat demzufolge eine Stoppelfrisur. Zottel hatte nach anstrengenden Einsätzen in den letzten Wochen (er kennt als Einziger weit und breit die Telefonnummer des Weihnachtsmannes und musste diesen immer anrufen, während Manuel in der Schule war, um die Besorgung aller wichtigen Geschenke in die Wege zu leiten) endlich die Zeit und den Mut gefunden, sich einer gründlichen Operation zu unterziehen. Von der schweren Verletzung am Arm ist nichts mehr zu entdecken, die im Laufe der Jahre verblasste Mundpartie erstrahlt wieder in frischem Glanz und zwei schwarze Perlenaugen verleihen ihm volles Sehvermögen.
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Oben links: Manuel freut sich. Oben mitte: Manuel, der Rapper. Oben rechts: Zottel ist wieder gesund. Unten: Manuel und Zottel, ein bärenstarkes Team!
Nach unserer Begrüßung dreht Manuel gleich voll auf. Er will im Flugzeug unbedingt in meiner Nähe sitzen, doch liegt mein Sitzplatz in einiger Entfernung von denen seiner Familie. Da Sophie allerdings in Ruhe ein Buch lesen möchte, kommt ihr ein Platztausch sehr gelegen. Somit ist allen gedient: Manuel hat sein Publikum, ich erhalte eine kostenlose Comedyshow und Sophie kann entspannen.
Der knapp elfstündige Flug im Airbus 330–200 verläuft teilweise kurzweilig. Wir spielen zum Beispiel Manuels Version des Armdrückens, bei der die Regeln so gestaltet sind, dass er immer gewinnt. Oder wir müssen versuchen, uns gegenseitig zum Lachen zu bringen und wer zuerst lacht verliert. Manuel rezitiert ebenfalls ausgiebig nicht immer ganz jugendfreie Rap–Lyrik. Mit solchen und vielen weiteren Spielen vertreiben wir uns die Zeit, bis der Neunjährige an Zottel gekuschelt ziemlich unvermittelt einschläft. Kurz vor der Ankunft ist er dafür wieder umso munterer.
Wir landen pünktlich gegen 16:30 Uhr in Montego Bay, stehen aber nach dem Verlassen des Flugzeuges schon bald in einer äußerst langen Schlange vor den Einreiseschaltern. Da kurz vor uns ein weiteres vollbesetztes Flugzeug ankam, wollen etwa 800 Menschen abgefertigt werden. Wir brauchen fast zwei Stunden, bis wir den Flughafen endlich verlassen können. Auf dem Parkplatz gehen wir dann in der schwülheißen Luft zu einem Bus des Reiseveranstalters, der uns Ankommende in die verschiedenen Resorts bringt. Unseres, das Grand Bahia Principe, ist die fünfte Station, die wir nach weiteren knapp anderthalb Stunden erreichen.

Nach dem Check–in verabreden wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Es ist nicht ganz einfach, das Restaurant zu finden. In der riesigen Hotelanlage kann man sich sehr leicht verlaufen. Nach längerer Suche erreichen wir schließlich unser Ziel und essen von einem sehr großen, internationalen Büfett. Neben Manuels Albernheiten sorgt ein weiteres Vorkommnis für Heiterkeit. Sowohl Stephan als auch ich hatten uns ein kleines Bier zum Essen bestellt. Als wir nachbestellen, gibt es ein Missverständnis und jeder von uns bekommt zwei Bier gebracht. Wir werden allerdings problemlos damit fertig. Die Marke heißt "Red Stripe", ist zwar kein Meilenstein moderner Braukunst, für ein Urlaubsgetränk aber ganz gut. Nach dem Essen beschließen wir den langen und anstrengenden Tag. Die "Siedler von Catan" bleiben vorerst im Gepäck.