Runaway Bay, 1.1.2018

Nach der Silvesterparty stehen Stephan, Sophie und Manuel erst um 9:30 Uhr vor meiner Tür, um mich zum Frühstücken abzuholen. Bevor es danach zum Strand gehen soll, möchte Manuel unbedingt Siedler spielen. Sophie schafft es weiterhin, sich möglichst diplomatisch davor zu drücken, also gibt es zwei Partien zu dritt. Die erste ist sehr langweilig. Sie läuft wieder einmal nach dem Schema "Stephan räumt systematisch alles ab und alle anderen dürfen andächtig dabei zusehen". Manuel ist ziemlich frustriert und traurig. Bei der zweiten Partie hilft ihm sein Vater beim Setzen der ersten beiden Siedlungen noch etwas mehr als sonst und im Anschluss läuft es für ihn sehr gut. Als er mir im weiteren Spiel die "längste Handelsstraße" abjagen kann, liegt er in Führung und dann geht es ihm wie mir schon zwei Male: Er steht lange Zeit bei neun von zehn Punkten. Da Stephan ausnahmsweise mal Würfelpech hat und Dritter ist, sonnt sich Manuel in seinem bevorstehenden Triumph, als ich plötzlich durch den glücklichen Kauf einer passenden Entwicklungskarte die "längste Handelsstraße" zurückerobern kann, zusätzlich zwei Siegpunkte aufdecke und damit von sechs auf zehn Punkte springe. Die Tatsache, dass mein erster Sieg gerade auf Kosten desjenigen geht, der am schlechtesten damit umgehen kann, lässt in mir keine Freude aufkommen.

Siedler

Blick auf das Siedler-Spielfeld. Die Straßen, die ich (orange) später rechts unten um den Wald mit der "8" bauen werde, kosten Manuel (blau) den Sieg.

Manuel sitzt ganz in sich zusammengesunken da und beginnt fürchterlich zu weinen. Zwanzig Minuten lang heult er im wahrsten Sinne des Wortes Rotz und Wasser. Obwohl ich es so gerne möchte, versuche ich gar nicht erst, ihn zu trösten, das würde alles nur noch schlimmer machen. Wir gehen auf unsere Zimmer zurück, um eine halbe Stunde Pause zu machen. Auf dem Weg weint der Junge immer noch. Selbst als wir uns später wieder treffen, hat der Neunjährige die Niederlage noch nicht überwunden. Ich befürchte schon Schlimmes, aber als wir im Strandrestaurant ankommen, fängt er endlich wieder an, Faxen zu machen und zu kichern.

Nach dem Essen ziehen wir am Strand das komplette Programm durch: Unterwasserkitzeln, Fangen spielen, mit der Badehose Blasen machen und ausdrücken, sich im Wasser huckepack nehmen (meistens nimmt er mich auf die Schultern), Handstand im Wasser machen und vieles mehr. Wir toben fast anderthalb Stunden. Danach will Manuel mit mir einen Strandspaziergang zurück zum Resort machen. Auf halber Strecke steht nämlich ein Mann, der Segways verleiht und der Neunjährige versuchte schon seinen Vater dazu zu bewegen, ihm eine Fahrt zu bezahlen. Sie kostet 35 US–Dollar pro Stunde. Ich soll fragen, ob es eine Kinderermäßigung gibt. Dies ist leider nicht der Fall, dafür gibt der Mann Manuel eine Kurzanweisung. Er darf sich etwa zwei Minuten lang auf das Gerät stellen und bekommt beigebracht, wie man lenkt, bremst und beschleunigt. Wieder am Strand angekommen, versucht der Junge erneut, seinen Vater zu überreden. Es sieht so aus als wende sich das Blatt zu seinen Gunsten. Doch zunächst ist seine Geduld gefragt.

Manuel spielt zunächst ein wenig mit seiner Wasser–Pumpgun, dann geht er mit mir in den Water Park. Er tobt dort über eine Stunde im Wasser und auf den verschiedenen Rutschen. Stephan kommt irgendwann dazu und wir nehmen an der Bar einige Getränke zu uns. Einige Zeit später bekommt Manuel dann einen Anpfiff vom Bademeister und gesellt sich zu uns. Was er angestellt hat, haben wir nicht mitbekommen, nach eigener Ansicht hat er selbstverständlich überhaupt nichts gemacht. Wir beruhigen ihn mit zwei alkoholfreien Cocktails und gehen anschließend zum Strand zurück.

Kreuzfahrtschiff

Hinter Manuel ist ein großes Kreuzfahrtschiff zu sehen.

Als es bereits dämmert, brechen wir zum Resort auf. Nach einer Duschpause spielen wir in der Lobby die nächste Partie "Siedler". Sophie hat sich bereit erklärt, wieder mitzuspielen und gewinnt die Partie. Manuel hat nach der Neujahrsnacht noch nicht ausgeschlafen und ist dementsprechend sehr unkonzentriert. Er will immer unbedingt die "Bank" mit den Rohstoffkarten verwalten. Eigentlich kann er das schon ziemlich gut, diesmal vertut er sich aber ständig und ist allgemein sehr gereizt.

Siedlerspiel unter Flutlicht Stephan und Zottel Manuel als Boxer mit einem ganz besonderen Mundschutz Manuel beim Herumalbern

Links: Siedlerspiel unter Flutlicht. Halb links: Stephan und Zottel. Halb rechts: Manuel als Boxer mit einem ganz besonderen Mundschutz. Rechts: Manuel beim Herumalbern (Video).

Das legt sich, als wir anschließend zu Essen gehen. Im Restaurant zeige ich ihm einige lustige Videos aus dem Water Park. Danach nimmt er mein Smartphone und macht ein Video von sich selbst, während er herumalbert. Kurze Zeit später ist es für ihn endgültig Zeit, schlafen zu gehen. Wir ziehen uns zurück. Ich gehe eine halbe Stunde später in die Lobby, um ein wenig im Internet zu surfen und trinke an der Bar ein Bier, dann mache ich ebenfalls Schluss für heute.