Chennai, 20.11.2010

Nach einer kurzen Nacht starten wir bei völliger Dunkelheit, aber bei unerwartet klarem Himmel, zu unserer kurzen Fahrt zum Bootsanlegeplatz bei Alappuzha. Dort wartet schon ein Fahrer, um mich zum Flughafen von Kochi zu bringen. Pünktlich um 6:00 Uhr beginnt die Tour. Der Verkehr ist zu dieser frühen Stunde erträglich und wir müssen nicht durch die Innenstadt von Kochi fahren, brauchen für die etwa achtzig Kilometer also nur neunzig Minuten. Die Inlandsabflughalle des Flughafens ist total überfüllt, weil mehrere Flüge große Verspätung haben. Mein Flug verspätet sich zum Glück nur um eine Dreiviertelstunde. Um 10:00 Uhr hebt die voll besetzte ATR72-500 ab. Als wir uns 75 Minuten später in der Nähe von Chennai befinden, müssen wir erst einmal einige Runden drehen. An der Ostküste ist gerade der Höhepunkt des Monsuns und über Chennai tobt ein Unwetter. Nach etwa 20 Minuten dürfen wir dennoch landen.

Im Terminalgebäude geht alles relativ schnell und ich finde außen rasch meinen Fahrer. Der Verkehr auf den etwa neun Kilometern zu meinem Hotel, auf teilweise vom Monsun überschwemmten Straßen, übertrifft jedoch alles, was ich bisher in dieser Hinsicht erlebt habe. Wir brauchen fast eine Stunde, bis wir ankommen. Nach einer kurzen Pause muss ich erst einmal versuchen, mich zurechtzufinden. Was Sehenswürdigkeiten angeht, liegt mein Hotel ziemlich ungünstig, und wenn man sich per Taxi in diesen infernalischen Verkehr stürzt, braucht man womöglich Stunden, um irgendwo anzukommen. Ich erkunde ein wenig zu Fuß die Gegend, mit Restaurants sieht es hier ebenfalls sehr schlecht aus. Entlang der Straße gibt es fast ausschließlich Geschäfte, die Bad- und Kücheneinrichtungen verkaufen, in den Seitenstraßen gibt es hauptsächlich kleine Auto- und Mopedwerkstätten. Das Gehen fällt außerdem nicht gerade leicht, da überall große Pfützen sind. Etwa alle 30 Minuten beginnt es überdies, kurz aber kräftig zu regnen. Da ich morgen ebenfalls wieder einen anstrengenden Reisetag vor mir habe, beschließe ich, heute nicht weiter den Helden zu spielen und mit dem Hotelrestaurant vorlieb zu nehmen.

Verkehrschaos Verkehrschaos
Käfighaltung von Schülerinnen Verkehrschaos

Oben und unten rechts: Verkehrschaos in Chennai. Unten links: Ein neues pädagogisches Konzept: Die Käfighaltung von Schülerinnen.

Dieses ist um 19:30 Uhr gut gefüllt, und zwar, mit Ausnahme von mir, ausschließlich mit Indern, das ist ein gutes Zeichen. Es gibt ein Buffet mit vielen vegetarischen und nichtvegetarischen Biryanis. Ich esse mich durch den vegetarischen Teil. Die verschiedenen Reisgerichte sind alle sehr gut gewürzt, sehr schmackhaft und zusammen mit einem kleinen Bier kostet mich der Spaß nur 450 Rupien. Während des Essens werde ich von der Lokalpresse kurz interviewt, offensichtlich will das Hotel für sein Restaurant kräftig die Werbetrommel rühren. Wie dem auch sei, ich tue ihnen den Gefallen. Etwas später beschließe ich den Abend in der Hotelbar mit zwei Kingfisher-Bier. Damit endet das Kapitel Südindien und es verbleibt nunmehr die Reise auf die Andamanen-Inseln. Ich bin sehr gespannt darauf, was mich erwartet.