Navini Island, 21.7.2017

Der heutige Tag beginnt ein wenig dunstig, es klart aber im Laufe des Tages immer mehr auf. Beim Morgenkaffee schleppt sich erneut der Smalltalk dahin und jeder, der bisher nicht die Gelegenheit hatte, erzählt mir, dass sich ein "German couple" im Resort aufhalte. Nach dieser informativen Veranstaltung gehe ich in das Büro des Resorts, fülle das Meldeformular aus und gebe meine Vouchers ab. Anschließend werfe ich einen Blick auf die Tafel vor dem Restaurant, auf der die Ereignisse des Tages aufgelistet sind. Am Abend wird es eine "Fijian Night" geben. Jeder Gast des Resorts bekommt als Begrüßungsgeschenk einen "Sulu", einen fidschianischen Wickelrock, den alle Männer, Frauen und Kinder im Land anhaben (in Wirklichkeit tragen ihn fast ausschließlich Schüler und Polizisten als Teil der Uniform). Das Tragen dieses Kleidungsstückes ist Pflicht für die Teilnahme am heutigen Abendbüfett aus dem Lovo, dem traditionellen Erdofen. Auf der Tafel steht explizit: "No sulu, no dinner!". Dies amüsiert mich ein wenig, denn es lässt gewisse Rückschlüsse darauf zu, wie freiwillig und gerne die Gäste dieses Kleidungsstück anziehen. Die Leitung des Resorts hätte es ganz gerne, wenn es zu jedem Abendessen getragen werden würde. Gestern Abend habe ich niemanden außer den Bedienungen damit herumlaufen oder –sitzen sehen. An das Büfett schließen sich laut Programm die Zubereitung und Verkostung der ekelhaft aussehenden und schmeckenden Kava–Pfützenbrühe, sowie Singen, Tanzen und Klatschen an.

no sulu.. no dinner!!! Mr. Sulu Meine Hütte
Vorbereitung des Lovo Sonnenuntergang Sonnenuntergang

Oben links: "no sulu.. no dinner!!!. Oben mitte: Mr. Sulu. Mr. Chekov ist nicht im Bild, da er gerade mit der Berechnung des Ausweichkurses beschäftigt ist. Oben rechts: Meine Hütte. Unten links: Vorbereitung des Lovo. Unten mitte und rechts: Sonnenuntergang.

Bis zu diesen Wohltaten kulturellen Austausches kann ich mich einige Stunden in die Sonne legen (gut vorgebräunt kann ich auf den berüchtigten Lichtschutzfaktor 6 verzichten, ohne die geringsten Hautirritationen zu bekommen) und in der Lagune schwimmen. Am Nachmittag mache ich einen Strandspaziergang rund um die Insel, bei dem sich herausstellt, dass das Koralleneiland kleiner ist, als ich geschätzt hatte. Die Aussicht am Strand ist sehr schön. Man kann viele andere Inseln der Mamanuca–Gruppe, in der ich mich befinde, am Horizont erkennen. Am Abend gelingt es mir zum ersten Mal auf dieser Reise, einen Sonnenuntergang zu fotografieren. Bisher hatte ich entweder keinen Westblick über das Meer oder es war bewölkt. Heute trübt nichts den Blick auf den innerhalb von 148 Sekunden unter dem Horizont verschwindenden Stern.

In meine Hütte zurückgekehrt, kostümiere ich mich als "Mr. Sulu", auf dass ich zum Abendessen zugelassen werde. Zufällig sitze ich heute an einer anderen langen Tafel, sodass sich der Smalltalk auf eine geringfügig andere Weise dahinschleppt als bisher. Wir sind uns alle außerordentlich sympathisch und interessieren uns sehr füreinander, ich muss dennoch unwillkürlich an herrlich boshafte alte Loriot–Sketche denken: Ich habe einen verwitweten Schwippschwager Ihres Namens in Elberfeld. – Das ist interessant. In Elberfeld gibt es auch eine erstklassige Kunstgewerbeschule. – Ach!?!. Verschont bleibt erneut lediglich das "German couple", welches dauerhaft an einem eigenen Tisch sitzen darf. Das Lovo–Büfett ist dagegen sehr lohnenswert. Neben einem geschmorten Kürbis, einem Auberginenauflauf, Taro– und Cassavaknollen gibt es saftiges Hühnchen– und Schweinefleisch sowie im ganzen geschmorte Fische. Vor allem letztere sind ein Höhepunkt für mich. Da ich süße Sachen nicht besonders mag, verzichte ich auf ein Dessert. Da man die Mengen offenbar sowohl großzügig als auch ziemlich genau kalkuliert hat, ergibt dies einen angenehmen Nebeneffekt: Die Kinder unter den Gästen dürfen sich ein weiteres Mal anstellen und bekommen einen Happen zum Naschen. Dieser sei ihnen von Herzen gegönnt!

Das Essen und die anschließende Zubereitung der Pfützenbrühe sind zu meinem Glück voneinander getrennt, da man die Esstische dazu hinaustragen muss, um Platz zu schaffen. Als dies geschehen soll, bin ich gerade mit meinem Fiji Bitter fertig und vermag mich der restlichen Veranstaltung zu entziehen.