Fafa Island, 15.7.2017
Um kurz nach 5:00 Uhr in einer sternenklaren Nacht steht Richard bereit, um mich zum Flughafen Faleolo zu bringen. Zunächst überwinden wir die Rüttelpiste und müssen dabei ab und zu aufpassen, keine Schweine anzufahren, die den Weg kreuzen. Zweimal sehen wir auch welche auf der Straße zur Nordküste, die ich von gestern her kenne. Herrscht schon tagsüber kaum Verkehr, ist man um diese frühe Uhrzeit erst recht fast alleine unterwegs. Am Meer biegen wir links ab und schon nach wenigen Kilometern erreichen wir kurz nach 6:00 Uhr den Flughafen. Ich verabschiede mich von Richard und checke für meinen Flug nach Nadi ein. Gingen alle Aktivitäten bis zum Boarding schnell und reibungslos vonstatten, beginnen nun die Schwierigkeiten. Obwohl ich einer der ersten bin, der in das Flugzeug einsteigt, sind die Gepäckfächer fast voll, ich finde gerade noch ein Plätzchen für meine Reisetasche. Dafür sitzt jemand auf meinem Platz. Den Grund, warum bereits Leute und Gepäck in der Maschine sind, erfahre ich später: Es ist ein Flug von Honolulu nach Nadi, mit einer Zwischenlandung in Apia. Ich kann mit Mühe etwas mehr als einen halben Sitzplatz ergattern. Die anderen fast zweieinhalb Plätze werden, mit hochgeklappten Armlehnen, von einem tonganischen Ehepaar eingenommen. Beide wiegen wohl jeweils über 150 Kilo und müssen sich ziemlich aneinanderkuscheln, damit ich mich hinsetzen kann. Sie quellen gewissermaßen mit ihren Fettmassen ineinander. Im Flugzeug befinden sich einige relativ schlanke Touristen und jede Menge Polynesier beiderlei Geschlechts, die fast alle ähnliche Figuren haben wie meine Sitznachbarn.
Was passiert, wenn man in einer beengten, unbequemen Position sitzen muss, aus der man so schnell wie möglich befreit werden möchte? Der Start verzögert sich um mehr als eine Stunde. Wir haben ein technisches Problem. Die Wassertanks des Flugzeuges sind überraschend leer, daher gibt es kein fließendes Wasser in den Toiletten. An dem kleinen Flughafen besteht keine Möglichkeit, die Tanks aufzufüllen und die Beschaffung einer Ersatzmaschine würde bis morgen dauern. Die Lösung besteht darin, dass viele zusätzliche Wasserflaschen mit an Bord genommen und den Toilettenbenutzern ausgehändigt werden.


Trotz der Verspätung habe ich am Nadi International Airport fast vier Stunden Aufenthalt. Der Internetzugang ist für 30 Minuten kostenlos, wenn man sich mit seinem Namen und einer E–Mailadresse registriert. Da ich genügend Mailkonten habe und sich zufällig Tim Michalski (with special thanks to Manuel D.) am Flughafen aufhält, kann ich das Freikontingent auf 60 Minuten ausdehnen. In den letzten Tagen haben sich einige Mails, Whatsapp–Nachrichten und kritische Updates aufgestaut.
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Blick aus dem Flugzeugfenster.
Der Flug nach Tonga startet fast pünktlich kurz nach 13:30 Uhr. Jetzt gibt es allerdings Probleme anderer Art. Zwar ist meine Reisetasche nicht klobiger als so manches Gepäckstück anderer Reisender, sie wurde jedoch nicht "Cabin approved" (was offenbar nur am Check–in–Schalter in Nadi gemacht wurde und durch einen Anhänger signalisiert wird). Daher wird sie mir gegen Ausgabe einer Quittung am Eingang zum Flugzeug abgenommen. Da sich in dieser Tasche, abgesehen von Reisepass, Notgroschen und Kreditkarten, die ich am Körper trage, all die Dinge befinden, die einfach nicht verloren gehen dürfen, sind meine Nerven während des anderthalbstündigen Fluges angespannt.
Dieser Zustand verschlimmert sich nach der Ankunft gegen 16:00 Uhr (Tonga ist in derselben Zeitzone wie Samoa, es ist dort eine Stunde später als in Fidschi), als ich erfahre, dass man meine Tasche im Frachtraum transportiert und sie dann samt den Koffern zur Gepäckausgabe gebracht hat. Sie ist problemlos zu öffnen, wer also ein Smartphone, einen Laptop und einige andere Sachen braucht, kann sich bedienen.
Diese Gedanken beschäftigen mich, als ich in der langen Schlange am Einreiseschalter stehe. Als ich endlich meinen Stempel habe und zur Gepäckausgabe komme, herrscht dort unbeschreibliches Chaos. Das Band ist nur kurz und man hat, um Platz zu schaffen, fast alles daneben aufgestellt. Inmitten einer Ansammlung von etwa 30 Koffern erspähe ich meinen und muss ihn erst mühsam daraus befreien. Ich versuche, meine Reisetasche zu finden und sehe sie schließlich eher zufällig, als ich mich in eine Ecke des Raums flüchte, um meine Gedanken zu ordnen. Glücklicherweise befinden sich alle Wertgegenstände noch darin. Der Zoll winkt mich durch und am Ausgang finde ich sofort den Fahrer meines Resorts, der mich knapp 20 Kilometer quer durch Tongatapu fährt, bis wir den Teil des Hafens erreichen, an dem die Resortboote anlegen. Als wir ankommen, liegt mein Boot schon bereit (ich bin auf der Fahrt der einzige Passagier) und Moses, der Skipper jagt kurz darauf mit 30 Knoten über den Pazifischen Ozean nach Fafa Island, einer kleinen Insel, die ausschließlich ein Touristenresort im ansonsten fast unberührten Urwald beherbergt. Ich werde von den Rezeptionistinnen begrüßt und in meine geräumige Hütte (großes Doppelbett plus drei Beistellbetten) gebracht. Das "Badezimmer" befindet sich, wie auf Upolu, unter freiem Himmel und ist wieder ein Mückenparadies.
Um 18:30 Uhr, kaum eine Stunde nach meiner Ankunft, öffnet das Restaurant. Ich esse Garnelen mit grünen Bohnen und gemischtem Salat, anschließend medium–rare gebratenes Thunfisch–Steak mit Sesam auf Couscous. Dazu trinke ich zwei kleine Popau–Bier. Sie sind erträglich, aber nicht besonders gut. Etwas später am Abend probiere ich zwei kleine Ikale Lager. Sie schmecken etwas besser, dennoch vermisse ich das samoanische Bier.