Salamumu, 14.7.2017
Heute zeigt sich das Wetter von seiner strahlenden Seite. Den ganzen Tag über ist kaum ein Wölkchen am tiefblauen Himmel zu sehen, die Bedingungen für meinen Ausflug sind ideal. Ich bekomme wieder den Daihatsu Terios, der seit meiner Ankunft vorgestern nicht bewegt wurde. Ich muss also erst einmal tanken. Die einzige Tankstelle, die ich auf meiner Südküstentour gesehen habe, befindet sich etwa zehn Kilometer östlich der Einmündung der Rüttelpiste in die Hauptstraße. Ich habe nur noch 70 Tala und bin neugierig, wie weit ich damit kommen werde. Wie sich herausstellt, ist das Benzin hier spottbillig und nicht besteuert. Für 65 Tala wird mir der Tank randvoll gefüllt.
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An der Nordküste der Insel Upolu.
Ich kehre um und fahre die Straße entlang, auf der ich vom Flughafen hergebracht wurde. An der Nordküste angekommen ginge es links zum Flughafen, ich fahre aber rechts nach Apia. Ich kann an vielen Stellen die wunderschöne Küste bewundern und finde sogar zwei Möglichkeiten zum Anhalten und Fotografieren.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt wird die Straße vierspurig mit vielen Ampeln und Fußgängerüberwegen. Ich bin nun schon in den Außenbezirken der Hauptstadt. Der Weg in das Stadtzentrum ist leider nicht ausgeschildert, ich muss mich also auf mein Gefühl verlassen und biege schließlich nach links ab. Ich verursache aus Unkenntnis dabei ein Hupkonzert: Hier gilt offenbar generell die Regel, die unserem "grünen Pfeil" entspricht: Linksabbieger dürfen bei Rot fahren, wenn die Straße frei ist. Wieder habe ich etwas gelernt. Nach kurzer Zeit bin ich in der Innenstadt und fahre an der Küste in Richtung Hafen. Dort nutze ich die Gelegenheit, mich zu orientieren und mir den Stadtplan einzuprägen. Danach fahre ich wieder zurück, die Küstenstraße entlang. An Rande der Innenstadt finde ich einen Parkplatz und mache mich zu Fuß auf den Weg.
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Oben links: Landschaft an der Küstenstraße. Oben mitte: Kirche. Oben rechts: Mein röchelnder Kleinwagen. Unten: An der Mole von Apia.
Nachdem ich an einer großen Polizeistation und einer Feuerwache vorbeigekommen bin, erreiche ich die Kathedrale der unbefleckten Empfängnis. Kurz darauf sehe ich das Hauptpostamt und einen Uhrturm, der an die Samoaner erinnern soll, die im ersten Weltkrieg gefallen sind. Bevor ich mit den Besichtigungen fortfahre, gehe ich zu einem Geldautomaten, um mit meiner Kreditkarte 200 Tala abzuheben. Als nächstes sehe ich eine Halle mit einem Kleidermarkt, dahinter eine weitere Halle mit Garküchen und eine große, sehr lebhafte Busstation. Der angrenzende Fischmarkt hat um diese Uhrzeit schon geschlossen. Von hier aus könnte ich am Meer entlang eine Landzunge mit einigen Geschichtsdenkmälern erkunden. Obwohl ein kräftiger Wind weht, entscheide ich mich jedoch dagegen. Ich müsste etwa zwei Kilometer hin und dann die selbe Strecke zurück laufen, was bei der Hitze ohne jeglichen Schatten nicht nur anstrengend ist, sondern auch viel Zeit kostet. Ich werde dies später mit dem Auto nachholen.
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Oben links: Kathedrale der unbefleckten Empfängnis. Oben mitte: Uhrturm. Oben rechts: Chinesischer Markt. Unten links: Kleidermarkt. Unten mitte: Garküchen. Unten rechts: Busstation.
Stattdessen wende ich mich nach Süden, von der Küste weg und erreiche nach etwa 500 Metern den Maketi Fou, einen großen Gemüsemarkt. Nachdem ich mich dort ein wenig umgesehen habe, kehre ich um. In der Nähe des Uhrturms kaufe ich zwei Dosen gut gekühlte Cola für zusammen sechs Tala, die ich in einer schattigen Passage trinke. Anschließend gehe ich ohne Umweg zurück zum Auto.
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Oben links: Beginn der Mulinu´u–Landzunge. Oben mitte: Kingdom Transport. Oben rechts: Restauriertes Gebäude aus der Kolonialzeit. Unten: Der Maketi Fou.
Ich fahre durch den lebhaften, aber nicht allzu starken Stadtverkehr, bis ich den Abzweig zur Landzunge gefunden habe. Von dort aus bin ich fast alleine unterwegs. Am Ende der Straße befindet sich eine Wetterstation, die 1902 von Otto Tetens, einem deutschen Kolonialoffizier errichtet wurde und nach wie vor ihren Dienst tut. Auf dem Rückweg in die Stadt sehe ich ein Denkmal an der Stelle, wo am 1.3.1900 die deutsche Flagge gehisst wurde. An diesem Tag wurde Samoa offiziell deutsche Kolonie, nachdem die Inseln schon in den vorherigen Jahrzehnten von Deutschen, Briten und Amerikanern umkämpft waren. Mehrere weitere Denkmäler hier erinnern an die Menschen der drei Staaten, die den Kämpfen zum Opfer fielen.
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Oben links und mitte: Wetterstation. Oben rechts: Grabmal des Malietoa Tanumafili. Unten links: Hier wurde am 1.3.1900 die deutsche Flagge gehisst. Unten mitte und rechts: Gedenkstätten für gefallene Marinesoldaten.
Nach diesem Ausflug in die Kolonialgeschichte fahre ich zurück in die Innenstadt und schaffe es, die richtige Abzweigung zur Cross Island Road zu finden. Schon nach wenigen Kilometern beginnt der harte Kampf meines Kleinwagens gegen die Steigung. Wie schon vor zwei Tagen verlange ich der altersschwachen Technik alles ab. An mehreren Steigungen komme ich nur im ersten Gang mit Mühe hoch, wobei der Motor so klingt, als würde er gleich explodieren. Ich durchquere den Ort Vailima, nach dem das Bier benannt ist, das ich jeden Abend im Resort trinke. Die Brauerei (wenn sie sich denn überhaupt in diesem Ort befindet) finde ich genauso wenig wie den Besichtigungspunkt, nach dem ich Ausschau halte. Der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson ("Die Schatzinsel") verbrachte hier schwer krank seine letzten Lebensjahre und sein Haus wurde inzwischen zum Museum umgestaltet. Irgendwo auf diesem Streckenabschnitt muss es sein, ich verpasse aber leider die Abfahrt.
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Oben: Der Baha´i–Tempel. Unten: Landschaft auf Upolu.
Der große Baha´i–Tempel einige Kilometer später ist dagegen nicht zu übersehen. Seine Kuppel ragt 30 Meter hoch in den Himmel und ist von einem wunderschönen Garten umgeben. Die Baha´i–Religion wurde Mitte des 19. Jahrhundert von einem Iraner namens Baha Ullah begründet und versucht eine Synthese aus allen sonstigen bekannten Religionen. Daher stehen im Eingangsbereich der großen Gebetshalle Bibel, Koran, jüdische, buddhistische, hinduistische und weitere religiöse Schriften zur Lektüre bereit. Die Anhänger aller Religionen sind im Tempel herzlich willkommen. Es gibt nur eine Handvoll solcher Tempel weltweit, einer davon befindet sich in der Nähe von Frankfurt.
Der Besuch in dieser Stätte der Ruhe und Besinnlichkeit lohnt sich sehr und stärkt den Geist für die weitere Bewältigung der Passstraße. Schon fast am höchsten Punkt angekommen, halte ich kurz am Straßenrand, um die herrliche Landschaft zu fotografieren, als ich plötzlich angehupt werde: Die Geschäftsführerin meines Resorts fährt mit einem Van vorbei und winkt mir zu!
Bald darauf haben Motor, Kupplung und Getriebe die Höchstbelastung überstanden und die Geräuschkulisse geht in das schon bekannte Röcheln über. Ich fahre am Papapapaitai–Wasserfall vorbei. Der Rest der Strecke ist mir bekannt. Auf der steilen Abfahrt kann ich erneut atemberaubende Blicke auf die Landschaft und das tiefblaue Meer werfen. Unten angekommen geht es wieder Richtung Westen die Küstenstraße entlang. Obwohl der Tank noch zu drei Vierteln voll ist, tanke ich an der selben Station wie heute Morgen für 23 Tala voll und erreiche bald darauf die Rüttelpiste in Richtung "Mosquito Coast", wie ich sie getauft habe. Dort ist der Verkehr dichter als auf der Hauptstraße, da offenbar zwei Familien neu im Resort eintreffen. Kurz nach 15:00 Uhr endet meine Erkundung der Insel Upolu schließlich. Auch wenn heute makelloses Strandwetter herrschte, war es eine gute Idee, in die Hauptstadt zu fahren. Die Tigermücken erwarten mich bereits sehnsüchtig.
Für mein Abendessen wähle ich, was mir bei meinem Aufenthalt am besten geschmeckt hat: Thunfisch–Sashimi und das medium–rare gebratene Thunfisch–Steak mit Pommes. Dazu gibt es einige Vailima Pure. Anschließend bezahle ich meine Rechnung (558 Tala) und verabrede mich mit den beiden Niederländern für die nicht gerade angenehme Uhrzeit 5:15 Uhr.