Ngapali
Tagebuchseiten
Ngapali, 24.11.2003
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Nach etwa einer Stunde landen wir in Thandwe im Rakhine-Staat. Hier verabschieden wir uns von Mi Mi, die wir erst in vier Tagen in Yangon wiedersehen werden.
Wir warten außerhalb des Flughafens auf unser Gepäck, das mit einem Handwagen herausgefahren wird, dann lassen wir uns mit einem hoteleigenen Bus die ca. 15 Minuten dauernde Strecke ins Bayview Beach Resort fahren. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, sind wir erst einmal von der Schönheit der Szenerie erschlagen. Sowohl Klaus und Adelheid als auch ich haben schöne Bungalowzimmer, direkt am Meer, etwa 30 Meter vom Golf von Bengalen entfernt. Wir gehen zusammen zur Hotelbar und erleben dort den dekadent schönsten Sonnenuntergang an einem weißen Palmenstrand, den man sich nur vorstellen kann. Rasend schnell taucht die Sonne ins Meer und danach sieht es aus, als würde flüssiges Kupfer auf den sanften Wellen schwimmen. Wenn man das hier mit unserem Fakir-Dasein im naßkalten Schneegestöber vergleicht, das wir um diese Jahreszeit in Deutschland oft erleben, könnte man sich schon fragen, was je Menschen dazu getrieben haben könnte, sich im Gebiet des heutigen Deutschlands anzusiedeln.
Gegen sieben Uhr abends gehen wir in eines der kleinen Restaurants unweit des Hotels essen. Wir essen Barracuda-Filets, Garnelen am Spieß, Red Snapper und zwei große Krebse. Alles schmeckt ganz großartig und kostet inklusive einiger Myanmar-Bier nur schlappe 15000 Kyats. Wir essen mit Genuß und unterhalten uns. Meine Freunde sind von der Reise begeistert. Das macht mich sehr froh, denn sie sind zwar keine Leute, die sich leichtfertig zu irgendetwas überreden ließen, was sie nicht wollen, dennoch bin ich ja unzweifelhaft der "Anstifter" zu diesem Urlaub gewesen. Umso mehr freut es mich, daß diese Reise meinen besten Freunden genauso gut gefällt wie mir. Nachdem wir zum Hotel zurückgegangen sind verabschieden wir uns bis morgen. Kurz danach kann ich nicht widerstehen. Ich packe die Badehose aus und teste den jetzt um 10 Uhr abends badewannenwarmen Golf von Bengalen aus. Ich bade unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Was für eine gottbegnadete Gegend. Schön, daß ich mich einige Zeit hier aufhalten darf!
Ngapali, 25.11.2003
Nun, was soll ich über den heutigen Tag schreiben? Es läßt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Ich liege stundenlang an einem fast menschenleeren weißen Palmenstrand in der Sonne. Manchmal bade ich zur Abwechslung lange im badewannenwarmen, sauberen und kristallklaren Wasser des Golfes von Bengalen. Das alles hier wäre sozusagen des Deutschen Urlaubsparadies. Das Bayview Beach Resort ist unter deutscher Leitung, es ist ziemlich leer am Strand, dennoch gibt es eine Bar (mit deutschem Barkeeper), an der es Bier, Cocktails und andere Kostbarkeiten gibt. Fehlen eigentlich nur noch Wiener Schnitzel und Eisbein mit Sauerkraut. Stattdessen gibt es hier ganz in der Nähe köstlich zubereitete frische Meeresfrüchte zu unvorstellbar günstigen Preisen. Ein mehr als guter Tausch! Hier kann man einfach in aller Ruhe das Leben genießen.
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Unser Palmenstrand am Golf von Bengalen.
Am Abend genießen wir dann wieder in der Sunset Bar den Sonnenuntergang. Von dem Zeitpunkt, zu dem die kupferrote Sonne den Horizont berührt, bis zu dem Augenblick, in dem sie ganz verschwunden ist, vergehen ganze 140 Sekunden. Danach glänzen die Wellen, die tagsüber teils türkis, teils dunkelblau aussehen, kupferfarben. Wenige Minuten nach Sonnenuntergang sind im Westen die schmale Sichel des Neumondes und der Abendstern zu sehen. Einige Stunden später kann man in einen schwarzen, über und über mit Sternen übersäten Nachthimmel blicken. Zwischen diesen Zeitpunkten testen wir aber erst einmal ein anderes Fischrestaurant in der Nähe des Hotels aus. Auch hier bestellen wir wieder viele Kostbarkeiten aus dem Meer, über Tintenfische und Garnelen bis hin zu Red Snapper-Filets und große Krebse. Dazu ein paar Myanmar-Bier. Auch hier werden wir wieder lediglich 13500 Kyats los. Leben wie Gott in Myanmar...
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140 magische Sekunden in Ngapali Beach.
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Nacht in Ngapali Beach.
Ngapali, 26.11.2003
Auch heute erleben wir wieder einen strahlenden Sonnentag mit glitzernder blauer Wasseroberfläche. Alles wäre absolut paradiesisch hier, würde mich meine Erkältung nicht noch peinigen. Aber auch diese läßt sich hier noch leichter ertragen als anderswo.
Adelheid hat heute Geburtstag. Das äußert sich unter anderem dahingehend, daß sie vom Hotel eine kleine Torte mit der Aufschrift "Happy Birthday Mrs. Adelhied" bekommt. Na ja, ist ja auch ein schwieriger Name, da kann man einen verdrehten Diphtong schon tolerieren. Eine nette Geste, die im Laufe des Tages noch für Heiterkeit sorgen wird.
Nachdem wir uns eine Zeitlang getrennt gesonnt und im Meer gebadet haben, unternehmen wir gemeinsam einen Strandspaziergang die ganze Bucht entlang. Klaus und Adelheid sammeln Muscheln und wir sehen viele Krebse, die sich aus dem Sand ausbuddeln und in einem Wahnsinnstempo ins Meer düsen. Auch einige Fischer sehen wir am Strand. Einer von ihnen hat einen Rochen dabei. Da könnte man Appetit bekommen. Mal sehen, ob das Restaurant heute abend einen auf der Karte stehen hat. Am Ende der Bucht, etwa drei Kilometer von unserem Hotel entfernt, befindet sich ein kleines Fischerdorf. Klaus und Adelheid hätten sich das Muschelsammeln auch sparen können, denn als wir dort ankommen, kommen gleich die Dorfkinder angerannt und wollen einige schöne Exemplare verkaufen.
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Strandimpressionen.
Nachdem wir von unserem Strandspaziergang zurück sind, bekommt Adelheid von mir erst einmal mein Geschenk und kurz danach lädt sie Klaus und mich zum Kaffeekränzchen mit Geburtstagstorte in die Sunset Bar ein. Als es ans Tortenanschneiden geht, macht Daniel, der Barkeeper, die Bemerkung, daß die Torte sicherlich sehr gut sei, wenn sie aber nicht unseren Vorstellungen entspräche, könnten wir auch etwas anderes haben. Diese Bemerkung sorgt natürlich sowohl für Heiterkeit als auch für Neugier. Als wir etwas nachbohren, erfahren wir von Daniel und Claudia, der jungen Dame von der Rezeption, die inzwischen auch zufällig da ist, daß es den Geburtstagstortenservice erst seit gestern gibt und daß die gestrige Torte wohl noch nicht ganz so ausgefallen ist, wie man sich das vorgestellt hatte. Adelheid lädt auch noch Daniel und Claudia mit ein und wir stellen alle gemeinschaftlich fest, daß die heutige Torte sehr gut schmeckt. Wir unterhalten uns alle ein wenig, bis es nach etwa einer Stunde je nachdem wieder an die Arbeit, ins Wasser oder in die Sonne geht. Adelheid, Klaus und ich verabreden uns zur "Happy Hour" in der Sunset Bar, die von 17 bis 18 Uhr dauert und bei der man den Sonnenuntergang so schön beobachten kann, während manche Getränke nur die Hälfte kosten.
Bald ist auch schon wieder Abendessenszeit. Wir gehen in das kleine Fischrestaurant, in dem wir schon vorgestern abend waren und essen dort insgesamt acht Tiger Prawns, köstliche Barracudafilets, gemischtes Gemüse, unter anderem mit Kartoffeln, und einen großen Krebs. All dies mundet vortrefflich und so wird für morgen abend gleich noch Lobster vorbestellt. Wir sind alle schon sehr gespannt.
Ngapali, 27.11.2003
An das süße Nichtstun am Palmenstrand kann man sich durchaus gewöhnen. Strandspaziergänge, faul in der Sonne liegen, im Golf von Bengalen baden, ab und zu gekühlte alkoholische oder nichtalkoholische Getränke an der Bar zu sich nehmen und dabei dem Rauschen der Wellen zuhören oder dem 140 Sekunden dauernden Sonnenuntergang zusehen. Wir erfahren, daß sich der Flugplan für morgen geändert hat. Statt um 17.00 Uhr soll das Flugzeug jetzt um 14.15 Uhr fliegen. Vielleicht ist ja irgendein Generalsfuzzi hier, der spätnachmittags noch etwas in Yangon zu erledigen hat. Mal sehen, wie das Chaos am Flughafen morgen wieder aussieht und ob unsere Koffer in Yangon ankommen.
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Strandspaziergang am Ngapali Beach.
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Blick von der Terrasse meines Hotelzimmers auf den Golf von Bengalen.
Am Abend gehen wir wieder in das kleine Fischrestaurant unseres Vertrauens. Zu einem richtigen Hummer hat es zwar nicht gereicht, dafür können wir aber zwei große Langusten haben, von denen uns die eine am Tisch noch gezeigt wird. Da sagen wir natürlich nicht Nein. Eine halbe Stunde später stehen die beiden ehemaligen Meeresbewohner auf unserem Tisch, neben Tintenfischen, Barracudafilets und gebratenem Gemüse. Wir haben noch ein paar Myanmar- Bier zum Spülen, dennoch sprengt das ganze nicht gerade unseren finanziellen Rahmen. Trotz der beiden vergleichsweise teuren Krustentiere, die stark zu Buche schlagen, kostet der Spaß nicht mehr als 26000 Kyats. So geht unser Aufenthalt in Ngapali kulinarisch würdig zuende.
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Dieses Tier saß nachts außen auf meiner Hotelzimmertür.