Cameron Highlands
Tagebuchseiten
Cameron Highlands, 6.9.2013
Der Himmel ist heute Morgen wolkenverhangen, als ich mich auf den langen Weg zur Rezeption mache, um auszuchecken. Nachdem ich den Schlüssel abgegeben habe, setze ich mit einem Fährboot nach Kuala Tahan über, schleppe mein Gepäck durch das halbe Dorf und erreiche schließlich das Auto. Der Koffer ist zum Glück noch da. Ich bin von der Anstrengung in der schwülen Luft schweißgebadet und kühle mich mit Hilfe der Klimaanlage erst einmal ein paar Minuten ab, bevor ich mich auf meinen heutigen Weg mache.
Ich muss zunächst über 50 Kilometer zurück nach Jerantut fahren. Von dort aus lotst mich das Navigationsgerät über mehrere Nebenstraßen wohl etwa 60 Kilometer weit nach Kuala Lipis. Nun wird die Strecke immer hügeliger. Bald schon fahre ich über Passstraßen durch eine schöne, grüne Berglandschaft. Das Selbstfahren hat den Nachteil, dass man wegen des Verkehrs wesentlich weniger die Landschaft genießen kann, als wenn man gefahren wird. Anhalten kann man nicht so ohne Weiteres. Es gibt keine Parkplätze oder größere Ausbuchtungen. Auf einem leeren Teilstück kann ich allerdings doch einmal kurz auf dem Seitenstreifen anhalten und einige Fotos machen. In dieser Zeit kommt tatsächlich kein einziges Fahrzeug vorbei. Bald finde ich eine Tankstelle, tanke voll und pumpe etwas Luft in den hinteren rechten Reifen, der so aussieht, als hätte er das nötig. Der Liter Benzin (95 Oktan) kostet 2,70 Ringgit, also nicht einmal 65 Eurocent.
Landschaft auf dem Weg in die Cameron Highlands.
Die Straße wird immer steiler und kurvenreicher. Gleichzeitig wird, wie das in höheren Lagen ja leider oft so ist, das Wetter immer schlechter. Kam vorher zeitweise die Sonne durch, beginnt es nun immer wieder leicht zu regnen. Inzwischen fahre ich an unzähligen Gewächshäusern vorbei. Hier werden zumeist Erdbeeren gepflanzt. Viele Schilder laden dazu ein, die Farmen zu besuchen, und selbst Erdbeeren zu pflücken. Wir sind eben in den Tropen, Erdbeeren, um diese Jahreszeit...
Ich erreiche schließlich den Ort Tanah Rata. Weitere sechs Kilometer später zweigt eine enge, gewundene Straße ab, die direkt zu meiner Unterkunft, dem Strawberry Park Resort, führt. Vor der Rezeption befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem ich den Wagen erst einmal abstelle. Beim Check-in erfahre ich, dass sich vor jedem Block der sehr großen Anlage eigene Parkplätze befinden. Man muss das Gepäck dann nicht so weit transportieren. Ich habe ein Zimmer im Block G, vor dem tatsächlich zwei Plätze frei sind. Dort parke ich, schaffe meine Habseligkeiten ins Zimmer und sehe vor dem schönen Balkon Nebelschwaden aufziehen. Es ist unangenehm kühl.
Dennoch zieht es mich ein wenig hinaus, zumal es aufgehört hat zu regnen. Es ist etwa 15:00 Uhr, Zeit genug, um etwas zu unternehmen. Etwa sechs Kilometer von meinem Resort entfernt befinden sich in trauter Nachbarschaft ein "Butterfly Garden" und ein "Butterfly Park". Da mein geplanter Besuch im Schmetterlingspark in Kuala Lumpur danebengegangen ist, versuche ich ihn hier nachzuholen. Ich muss über außerordentlich enge Straßen und dann durch den Ort Brinchang fahren, der noch quirliger und hektischer ist als Tanah Rata, dann erreiche ich mein Ziel. In den Schmetterlings-Etablissements ist nicht viel los, sodass ich sofort einen Parkplatz finde.
Im Butterfly Garden und im Butterfly Park gibt es neben schönen Pflanzen allerlei "possierliche Tierchen" zu sehen.
Park und Garten kosten jeweils fünf Ringgit Eintritt und bieten beide ungefähr das Gleiche: Neben riesigen Schmetterlingen, die träge in den Netzen hängen, die über den Arealen gespannt sind, alle erdenklichen Pflanzen aus der Gegend, unter anderem Orchideen und Kakteen, sowie einen Überblick über die Fauna der Highlands, riesige Spinnen, Käfer und Skorpione, zwanzig Zentimeter lange Grashüpfer, dreißig Zentimeter lange Stabheuschrecken, fussballgroße Frösche und vieles andere Getier.
Man hat den Eindruck, die Pflanzen seien hier oben ein wenig bunter und die Tiere ein wenig größer als anderswo.
Nach diesem Ausflug zur Tier- und Pflanzenwelt fahre ich zurück, um ein wenig auszuruhen, bevor es Zeit für das Abendessen ist. Ich entschließe mich dazu, im Resort zu essen, da es schon wieder regnet. Es verfügt unter anderem über ein thailändisches Restaurant, in dem ich ein Rindfleischcurry mit Kokosmilch und Reis esse. Die vielen Erdbeerfarmen in der Gegend verleiten mich zu einem Dessert: Frische Erdbeeren mit Schlagsahne und Vanilleeis. Als Getränk gönne ich mir ein kleines Tiger-Bier. 70 Ringgit sind ein guter Preis für das Mahl. Nach dem Essen unternehme ich nichts mehr. Ich ziehe meinen dicken Wollpullover an und lasse den Tag ausklingen.
Links und mitte: Im Strawberry Park Resort. Rechts: Mein Mietwagen.
Cameron Highlands, 7.9.2013
Was für ein Tag! Er beginnt bereits alptraumhaft. Ich stehe früh auf, damit ich viel unternehmen kann, gehe gegen 7:45 Uhr bei 15 Grad und leichtem Regen zum Auto und sehe eine böse Überraschung: Der rechte hintere Reifen, den ich gestern schon ein wenig aufgepumpt habe, ist platt. Ersatzreifen und Werkzeug sind im Kofferraum schnell gefunden, der Wagenheber lässt sich praktisch bedienen und der richtige Ansatzpunkt ist ebenfalls klar, aber was nützt das, wenn man die Radmuttern nicht aufbekommt. So sehr ich auch zerre, sie bewegen sich keinen Millimeter. Aber ich habe Glück. Ein freundlicher Busfahrer bemerkt meine vergeblichen Bemühungen und bietet mir seine Hilfe an. Er versucht es, wie ich, erst einmal vergeblich, dann setzt er den Schlüssel an und springt darauf. Das ist die Methode der Wahl. Mit einem unangenehmen Quietschen löst sich die erste Mutter. Die anderen drei bekommt er so ebenfalls los, bei einer muss er aber sogar dreimal springen. Der Rest ist dann ein Kinderspiel. Ich will dem freundlichen Helfer, bei dem ich mich herzlich bedanke, ein kleines Trinkgeld geben, aber er lehnt lächelnd vehement ab.
Ein schwerwiegendes Problem ist damit gelöst. Auf den Schreck mache ich etwas, was ich sonst fast nie mache, ich gehe erst einmal im Hotel frühstücken. Generell wäre es hierzulande sogar für mich eine Option, dies zu tun, denn es gibt neben den üblichen europäischen und amerikanischen Varianten stets auch einheimisches Frühstück. Ich esse gebratene Nudeln und gebratenen Reis mit Sambal, einer Chilisauce. Dazu trinke ich Orangensaft und einen Kaffee, der allerdings, wie so oft in Asien, schauderhaft ist.
Nach dem Frühstück breche ich auf. Zunächst möchte ich zu einer Tankstelle fahren, um den Luftdruck des Ersatzreifens zu überprüfen (was, wie sich herausstellt, eine gute Idee ist), und muss dabei durch eine sehr enge Straße in Richtung Brinchang fahren. In der Straße befinden sich mehrere Autowerkstätten, die hauptsächlich Schrottautos ausschlachten. Als mir ein Land Rover entgegenkommt und ich nach links ziehe, damit wir beide vorbeikommen, passiert mir ein ärgerliches Missgeschick: Ich stoße mit dem linken Außenspiegel gegen ein anderes Fahrzeug und streife es darüber hinaus ein wenig links hinten. Mein Pech ist, dass das Glas meines Außenspiegels dabei völlig zu Bruch geht. Mein Glück ist, dass ich eines der Schrottfahrzeuge zum Ausschlachten touchiert habe. Also bleiben mir Querelen mit gegnerischen Versicherungen erspart und ich kann sofort weiterfahren. Der nicht mehr funktionstüchtige Außenspiegel macht das ungewohnte Linksfahren aber nicht gerade einfacher.
Nach dem Tankstellenbesuch kann ich endlich mit meinen Besichtigungen beginnen. Ich fahre in Richtung Süden, zu einer großen Teeplantage und -fabrik, der BOH Tea Estate. Von hier, und einer weiteren Fabrik etwa 15 Kilometer im Norden, stammt fast die gesamte Teeproduktion Malaysias. BOH steht für "Best of Highlands". Nachdem ich das Auto abgestellt habe, erklimme ich zunächst einen Hügel neben der Fabrik, auf dem sich eine große Generatorstation befindet. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Umgebung, selbst bei dem schlechten Wetter. Dieses ist im Moment sogar ein Vorteil, denn wenn ich bei 30 Grad hätte hochsteigen müssen, wäre ich jetzt völlig schweißgebadet.
Oben: In der Teeplantage. Unten: Die BOH-Teefabrik.
Nach dem Abstieg gehe ich zur Fabrik und kann mich gerade noch einer Führung anschließen. Eine junge Angestellte erklärt die einzelnen Arbeitsschritte und erläutert die Charakteristiken der verschiedenen Sorten und Qualitätsstufen. In den Cameron Highlands wird ausschließlich schwarzer Tee angebaut. Die Führung endet in einem kleinen Laden, in dem ich 100 Gramm "Palas Supreme" für 17 Ringgit erwerbe.
Der Regen hat inzwischen aufgehört. Ich will zum Lata Iskandar fahren, einen Wasserfall, dessen Besichtigung mir mein Reiseveranstalter schon für gestern empfohlen hat. Er soll etwa 30 Kilometer weiter südlich liegen. Das Navigationsgerät will mich aber in die Wüste schicken. Ich solle nach Norden fahren, nach etwa 40 Kilometern links abbiegen und würde dann in etwa viereinhalb Stunden am Wasserfall ankommen. Daraufhin disponiere ich erst einmal um. Ich fahre tatsächlich nach Norden. Es ist Samstag und die Cameron Highlands sind ein beliebtes Wochenendausflugsziel für Städter. Das merke ich, denn es herrscht ein sehr starker Verkehr. Ich komme in den Orten oft nur im Schritttempo voran.
Schließlich erreiche ich aber mein nächstes Ziel, einen kleinen Markt in der Nähe der Kea Farm. Neben Lebensmitteln gibt es hier vor allem ortstypische Souvenirs. Wichtigstes Produkt der Gegend (neben Tee) sind Erdbeeren, also sind diese das Hauptthema der Souvenirs. Es gibt große, lachende Plüscherdbeeren, Fußmatten und Kissen in Erdbeerform und vieles andere mehr.
Nach dem kurzen Marktbesuch fahre ich weiter zur schon erwähnten nördlichen Teefabrik. Dort trete ich jedoch nicht ein, sondern fahre eine steile, ganz enge Serpentinenstraße hoch. Immer wenn ein anderes Auto entgegenkommt, wird es brenzlig, denn es ist kaum Platz zum Ausweichen vorhanden. Aber der Rückspiegel ist ja schon im Eimer...
Oben: Der Markt an der Kea-Farm. Unten: Auf dem Gunung Brinchang.
Nach einer teilweise schon etwas beängstigenden Fahrt erreiche ich die Spitze des Gunung Brinchang, auf der eine Sendestation steht. Ich befinde mich nun auf 2032 Metern Höhe. Angeblich ist dies der höchste Punkt Malaysias, der mit dem Auto erreicht werden kann. Ich stelle den Wagen in einer Ausbuchtung ab und gehe ein paar Schritte die Umzäunung der Sendestation entlang, bis ich einen Punkt erreiche, von dem aus man freie Sicht zum Fotografieren hat. Anschließend wage ich mich wieder an die riskante Fahrt den Berg hinunter.
Es ist zu früh, um ins Resort zurückzufahren. Ich fahre wieder Richtung Süden und stehe auf der Hauptstraße im Stau. Dabei fällt mir etwas auf, worüber im Zusammenhang mit den Cameron Highlands ab und zu berichtet wird: Man sieht viele uralte Land Rover, die hier mit einer Sondergenehmigung benutzt werden dürfen, selbst wenn sie für den Rest Malaysias mangels Verkehrstauglichkeit nicht mehr zugelassen sind. Als ich mich durch den Stau quäle, sehe ich ein Schild, demzufolge es auf der Hauptstraße Nr. 59 (auf der ich mich gerade befinde) noch 35 Kilometer bis zum Lata Iskandar sind. Ich schalte das Navigationsgerät aus und entschließe mich, einfach weiter zu fahren, in der Hoffnung, den Wasserfall selbst zu finden.
Oben links und mitte: In den Cameron Highlands sieht man viele alte Land Rover. Oben rechts: Landschaft auf dem Weg zum Lata Iskandar. Unten: Der Lata Iskandar.
Südlich von Tanah Rata werde ich endlich vom Stau erlöst und kann bei mittelstarkem Verkehr die Straße nach Kuala Lumpur entlangfahren. Sie ist äußerst kurvenreich und führt durch eine wunderschöne Landschaft. Alleine deswegen lohnt sich die Fahrt schon, zumal inzwischen sogar das Wetter recht gut geworden ist. Die Berglandschaft mit ihrer üppigen Vegetation bietet teilweise atemberaubende Szenerien und der Verkehr lichtet sich ebenfalls. Wenn ich etwas gerne mache und sehr gut kann (sogar im Linksverkehr), dann ist es Passstraßen fahren, und auf freien Strecken hole ich selbst aus der lahmen Automatikkarre einiges heraus. Nur eines ist schade: Hat man schon mit Führer und Fahrer kaum Gelegenheit, gute Fotos zu machen, hat man sie als Selbstfahrer erst recht nicht: Wo es wunderschön ist, kann man meist nicht halten, wo man halten kann, ist in der Regel alles überwuchert, sodass man keine freie Sicht hat.
Nach etwa einer Stunde Fahrt komme ich am Wasserfall an. Er ist kinderleicht zu finden, er liegt nämlich direkt an der Straße, gesäumt von Souvenirmärkten. Er ist nicht spektakulär, aber wegen der schon erwähnten landschaftlichen Schönheit des Weges dorthin bereue ich den Ausflug nicht. Ich schieße ein paar Fotos und mache mich dann auf die Rückfahrt. Ich schalte dazu das Navigationsgerät wieder ein und gebe mein Resort als Ziel ein. Es will mich weiter nach Süden lotsen und meint wieder, dass ich viereinhalb Stunden brauchen werde. Während der ersten Hälfte der Strecke will es mich immer wieder zum Wenden überreden, erst nach etwa 18 Kilometern berechnet es den Rest der Route richtig. Wie heißt es doch so schön: Die moderne Technik löst die Probleme, die wir ohne sie nicht hätten.
Gegen 16:15 Uhr komme ich wieder im Strawberry Park Resort an und meine Highland-Besichtigungstour ist zu Ende. Ich mache eine ausgiebige Pause, dann gehe ich zum Abendessen. Da das thailändische Restaurant gestern Abend gut war und es in den Orten der Umgebung sicher nach wie vor von Wochenendausflüglern wimmelt, bekommt es erneut den Zuschlag. Heute scheint dort "Steamboat"-Abend zu sein. Nicht weniger als sechs große Tische werden für ein großes Feuertopf-Essen präpariert. Das ist zwar ein chinesisches Gericht, aber meinen bisherigen Erfahrungen nach nimmt man es im Süden der Halbinsel nicht so genau. Hier mischen sich seit Jahrhunderten Ureinwohner mit Indern, Chinesen und Thailändern. Das hat sich selbstverständlich auf die Küche ausgewirkt. Ich habe bisher kein einziges Restaurant gesehen, in dem wirklich ganz reinlich zwischen den verschiedenen kulinarischen Richtungen getrennt wurde. Vielmehr kombiniert man das Beste aus allen Welten.
Ich esse im Bananenblatt gegarte Hähnchenstücke, dann gebratenen Reis mit Ei, Garnelen, Koriander und anderen Kräutern sowie Erdbeeren mit Vanilleeis, wie ich sie schon gestern hatte, und trinke ein kleines Tiger-Bier dazu. Für 82 Ringgit bekomme ich ein sehr gutes, reichliches Essen. Ab morgen werde ich die Restaurants auf Pulau Pinang testen können.