Kochi, 16.11.2010

Der Morgen in Delhi ist trübe, aber trocken, bei nur wenig mehr als 22 Grad. In meiner Privatpension nehme ich heute ausnahmsweise ein Frühstück zu mir, das gebietet in diesem Fall die Höflichkeit. Ich esse zusammen mit dem englischen Ehepaar, die Pensionsbesitzer haben schon längst gefrühstückt, leisten uns aber Gesellschaft. Es gibt Haferflocken mit Milch, Toast, Butter, Marmelade, Rührei auf indische Art gewürzt, Muffins, Orangensaft und Tee. Das Paar aus England soll zufällig zur gleichen Zeit abreisen wie ich, es stellt sich aber heraus, das meine Transferbegleitung fast eine halbe Stunde früher kommt als geplant. Ich verabschiede mich und werde zum Flughafen gefahren. Gut, dass wir so früh dran sind, wir bleiben nämlich längere Zeit im Stau stecken. Dennoch komme ich frühzeitig an, so dass Check-in und Sicherheitskontrolle erheblich entspannter ablaufen als beim letzten Mal in Delhi. Ich fliege diesmal vom nagelneuen, schmucken Terminal 3 ab.

Die Boeing 737-800 der Jet Airways hat fast eine Stunde Verspätung, so dass ich erst gegen 17:00 Uhr in Kochi ankomme (die Flugzeit beträgt drei Stunden und zehn Minuten). Dort ist es stark bewölkt aber trocken, man sieht allerdings, dass es vor nicht allzu langer Zeit geregnet hat. Mein Koffer kommt relativ schnell und der Fahrer, der mich in mein Hotel bringen soll, wartet ebenfalls bereits, somit kann die Fahrt beginnen. Der Verkehr ist genauso dicht und chaotisch wie im Norden. Was mir sofort auffällt, ist die üppige tropische Vegetation mit vielen Palmen, weiterhin sieht man auf den Schildern keine Devanagari, sondern eine andere Schrift, die auf mich wie eine Kreuzung aus Thailändisch und Burmesisch wirkt. Der Name der hier vorherrschenden Sprache ist ein Palindrom: Malayalam. Der frühere portugiesische Einfluss macht sich durch die vielen christlichen Kirchen zu beiden Seiten der Straßen bemerkbar.

Malayalam

Malayalam.

Die Fahrt zu meinem Hotel dauert fast anderthalb Stunden. Immer wieder stehen wir im Stau, am Ende der Fahrt müssen wir uns durch enge Gassen in Fort Cochin quälen. Um 18:30 Uhr sind wir endlich angekommen. Ich checke ein, mache nur eine ganz kurze Pause und suche mir dann ein Restaurant. Zum Glück liegt mein Hotel optimal. Innerhalb weniger Gehminuten erreicht man so viele Lokale, dass die Auswahl schwer fällt. Unter anderem gibt es viele Straßenrestaurants. In einem derselben esse ich Prawn Masala Fry (Garnelen in einer köstlichen, leicht scharfen Sauce mit Knoblauch) und Reis. Dazu trinke ich eine Salted Lemon Soda und bezahle insgesamt 500 Rupien. Während ich in dem Straßenlokal sitze, blitzt und donnert es bedrohlich, ich habe aber großes Glück: Bis ich ins Hotel zurückkomme, tröpfelt es lediglich, erst nachdem ich angekommen bin, setzt der Wolkenbruch ein. Eine Weile gießt es wie aus Eimern, danach regnet es leicht weiter. Ich kann nur hoffen, dass sich das Wetter über Nacht bessert. Eigentlich sollte die Monsunzeit an der Malabarküste längst vorüber sein, aber ich weiß ja zum Beispiel von meiner Philippinenreise, dass man für mich persönlich in dieser Hinsicht gerne eine großzügige Ausnahme macht.