Salamumu, 12.7.2017
Pünktlich um 9:00 Uhr steht mein Mietwagen bereit und die Tour kann beginnen. Nach der Unterzeichnung des Mietvertrages besteige ich einen "Daihatsu Terios Kid", einen seltsam klobig wirkenden Kleinwagen, der seine besten Tage hinter sich zu haben scheint. Bei wunderschönem Wetter rüttele ich zunächst die fünf Kilometer Schlaglochpiste entlang, die ich bereits von meiner Ankunft her kenne. An ihrem Ende fahre ich nach rechts, Richtung Osten. Das Auto reagiert äußerst träge auf das Durchdrücken des Gaspedals, die Gangschaltung ist extrem schwammig und nach dem Einkuppeln und Gasgeben kracht es jedesmal. Schon kleine Steigungen bringen den Wagen ziemlich zum Schnaufen. Glücklicherweise ist der Verkehr sehr spärlich, nur alle paar Minuten kommt mir ein Auto entgegen. Auf diese Weise hat weder meine aus genannten Gründen ungleichmäßige Fahrweise noch der Linksverkehr unangenehme Folgen, wenn ich zum Beispiel den Schalthebel rechts von mir suche. In ganz Samoa gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 55 km/h und man ist gehalten, in den Dörfern langsamer zu fahren, um keine Fußgänger zu gefährden. Diese sind ebenfalls nicht sonderlich zahlreich. Ich komme zwar häufig durch schöne Dörfer mit großen, meist weißen Kirchen, farbigen Holzhäusern und farbenprächtiger Bepflanzung am Straßenrand, das Dorfleben spielt sich bei der Hitze jedoch offensichtlich innerhalb der Häuser ab. Abfall liegt erfreulicherweise nirgendwo herum, es gibt anscheinend eine regelmäßige Müllabfuhr, wie ich aus den großen, mit Abfallsäcken gefüllten Körben am Straßenrand schließen kann. Die Straßenbeschilderung ist eindeutig, allerdings manchmal etwas schwer zu erkennen. Rote Holzschilder mit gelber Schrift zeigen die Richtung an. Sieht man so ein Schild zum ersten Mal, denkt man eher an einen privaten Wegweiser zu einem Gasthof oder Geschäft. Hat man aber erst einmal gelernt, dass diese die offizielle Straßenbeschilderung sind, kommt man ganz gut zurecht.
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An der To Sua Ocean Trench.
Meine erste Station im Südosten der Insel ist die To Sua Ocean Trench. Zum Glück erspähe ich den richtigen Abzweig und stehe bald darauf auf einem Parkplatz unweit des Eingangs. Nachdem ich 20 Tala Eintritt bezahlt habe, schlendere ich erst eine Zeitlang durch die schöne Gartenanlage, bis ich dann die eigentliche Attraktion des Ortes erreiche. Das schwarze Vulkangestein hat hier ein großes zylinderförmiges Loch, auf dessen Grund sich ein Meerwasserpool befindet, ein wahrhaft faszinierender, fast unwirklicher Anblick. Wer hier baden möchte, kann über eine schwindelerregende Holztreppe 20 Meter tief auf eine Plattform hinuntersteigen und von dort aus ins Wasser springen. Besonders mutige Menschen springen von der Treppe aus ab. Ich belasse es dabei, dem Treiben von oben zuzusehen, zumal ich keine Badesachen dabei habe. Auf dem Gelände befinden sich weitere kleine, weit weniger spektakuläre Felsenpools und einige Aussichtspavillons mit Blick auf die Steilküste. Es lohnt sich, etwas länger hier zu verweilen.

Nach diesem angenehmen Aufenthalt besteige ich wieder den Kleinwagen und fahre einige Kilometer zurück, ehe ich mich an einer Straßengabelung nach Norden wende. Das Terrain steigt deutlich an und die Vegetation wird üppiger. Das Auto kämpft tapfer mit den Steigungen, ich kann aber nicht über den zweiten Gang hinaus schalten, sonst komme ich nicht hoch. Nach einigen Kilometern erreiche ich den Sopo´aga–Wasserfall. Hier muss ich fünf Tala Eintritt bezahlen, durchquere dann einen sehr kleinen botanischen Garten, um schließlich an einer Aussichtsplattform anzukommen, von der ich einen wunderbaren Blick auf den Wasserfall habe.
Nachdem ich eine Zeitlang die schöne Aussicht genossen habe, folge ich der Straße ein weiteres Stück nach Norden, bis ich einen Parkplatz erreiche. Von dort aus gehe ich, nachdem ich zehn Tala entrichtet habe, etwa zehn Minuten zu Fuß, bis ich einen Aussichtspunkt gegenüber einem weiteren Wasserfall mit dem schönen Namen Fui´pisi erreiche. Anschließend fahre ich zurück an die Südküste. Auf dieser Fahrt kann ich sehr schöne Ausblicke auf die herrliche Landschaft genießen. Upolu sieht so aus, wie ich mir eine Südseeinsel vorgestellt habe. Im Zentrum befindet sich ein Bergmassiv mit grünem Wald, weiter unten sieht man Kokospalmenplantagen soweit das Auge reicht und das wilde, tiefblaue Meer brandet entweder gegen eine Steilküste aus schwarzem Lavagestein oder ein vorgelagertes Riff, hinter dem es sanft in eine türkisfarbene Lagune mit schneeweißen Korallenstränden übergeht.
Als ich die Küstenstraße wieder erreicht habe, fahre ich einige Kilometer weit Richtung Westen und biege dann in die Cross Island Road ab, die nach Apia führt. Auf ihr geht es sehr steil bergauf, selbst im ersten Gang hat der Kleinwagen größte Mühe, den Berg hochzukommen. Die Fahrt verläuft so schwerfällig, dass ich schon befürchte, Kupplung oder Getriebe seien dabei, kaputt zu gehen. Nach etwa zwölf Kilometern erreiche ich zum Glück dennoch mein Ziel: Einen Parkplatz mit Aussichtsplattform, auf dem man zur Abwechslung keinen Eintritt bezahlen muss, obwohl man einen wunderbaren Ausblick auf den Papapapaitai–Wasserfall hat, dessen nasse Fracht über 100 Meter in die Tiefe stürzt.
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Landschaftsimpressionen auf Upolu. Oben mitte: Der Sopo´aga–Wasserfall. Oben rechts: Der Fui´pisi–Wasserfall. Unten mitte: Der Papapapaitai–Wasserfall.
Weitere Steigungen will ich meinem Gefährt nicht zumuten, daher fahre ich zurück zur Küstenstraße. Meine Befürchtungen bezüglich seines Zustandes zerstreuen sich schnell. Auf der Gefällstrecke geben Motor und Getriebe zwar ein lautes Röcheln von sich, dies kenne ich jedoch bereits von der bisherigen Fahrt. Die Straße hinab bietet wieder grandiose Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft. Mein Weg zurück Richtung Westen führt mich an schönen weißen Stränden entlang, ich finde dort aber keine gute Stelle zum Anhalten und Fotografieren. Kurz nach 14:00 Uhr sehe ich den Wegweiser zu meinem Resort, fahre aber zunächst ein Stück weiter und biege dann nach Savai ab. In dem kleinen Ort mache ich Rast unter einer überdachten Plattform direkt vor einer Lagune, in der Kinder spielen. Ganz in der Nähe befindet sich ein Strand, an dem Szenen eines Hollywood–Streifens namens "Return to Paradise" gedreht wurden. Nach diesem Ereignis ist die Gegend bis heute benannt.
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Landschaftsimpressionen auf Upolu. Oben mitte: Dorfeingang mit Kirche. Oben rechts und unten: In Savai.
Schließlich ist es Zeit, ins Resort zurückzukehren. Ich fahre zurück auf die Hauptstraße und erreiche schon nach wenigen Kilometern den Abzweig zur Rüttelpiste in Richtung Salamumu Beach. Auch diese Hürde überwindet der Daihatsu und ich kann ohne Probleme meine sehr lohnenswerte Tour durch den Süden von Upolu beenden. Über Langeweile konnte ich mich heute ganz bestimmt nicht beklagen. Das Abendessen besteht aus Würfeln mariniertem rohem Tintenfisches mit Knoblauch und Sesam sowie drei Tacos mit Fischfilet und Gemüse sowie Reis und eine Kokosnusssauce. Zwei Vailima Pure sorgen zusätzlich für Vergnügen. Die Endabrechnung vergrößert sich um weitere 62 Tala.
Morgen werde ich wieder einen Tag am Strand verbringen, für übermorgen versuche ich, erneut ein Auto zu bekommen.